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    28. Festival International du Cirque Monte Carlo



    Vom 15. bis 22. Januar stand Monaco wieder im Zeichen der Zirkuskunst : Vierunddreißig Darbietungen aus siebzehn Ländern stellten sich dem Wettbewerb um die begehrten Clowns.

    Erstmals musste leider Fürst Rainer III. dem Festival aus gesundheitlichen Gründen fern bleiben. Die Jury mit den Zirkusdirektoren Gerd Siemoneit-Barum, Eva Zalewski (Polen), Raoul Gibault (Frankreich), Martin Fuentes Gasca (Mexiko), dem holländischen Producer Fernand Banning und dem Präsidenten der italienischen Zirkusvereinigung, Egidio Palmiri, konnte elf Clowns in drei Kategorien und 37 Spezial- und Sonderpreise vergeben. Die Zahl der Preise - insgesamt 48 für die 34 Darbietungen - scheint allerdings nicht nur mit der Vergabe des bronzenen Clowns ein wenig überdimensioniert.

    Zu beobachten ist auch die Zunahme von Duo- und Solodarbietungen, ein Zeichen für das Abnehmen großer Truppen, wie sie früher vor allem aus den europäischen Ostblockstaaten kamen.

    Moderiert wurden die Shows zum zweiten Mal von Petit Gougou als Monsieur Loyal, nach vielen Jahren mit dem beliebten Sergio fällt es nicht leicht, sich an den neuen Sprecher zu gewöhnen.

    Fast schon traditionsgemäß war eine chinesische Darbietung unter den mit einem Goldenen Clown Ausgezeichneten: eine Wurfarbeit von Hand zu  Hand, bei der die Oberleute Schalen auf den Fußsohlen balancieren, dafür ernteten die Artisten Standing Ovations. Der Hinweis auf die sichtbaren Vorteile bei den Fußbalancen sei allerdings gestattet. Herausragend auch die Flugtrapezdarbietung der Flying Tabares aus Argentinien mit zwölf Personen, die mit zwei Fängern arbeitet und da beginnt, wo andere Flugtrapeznummern aufhören.

    Der ungarische Nationalzirkus der Familie Richter stellte die Pferdedressuren, so eine prächtige Freiheit im Stil der „Belle Epoque“, eine Hohe Schule, kombiniert mit Handständen auf dem Piedestal und die hervorragende Akrobatik zu Pferd mit schwierigsten Sattelsprüngen und Salti von Pferd zu Pferd, eingebettet in eine etwas umständliche Handlung. Verdienter­maßen erhielt Florian Richter einen Silbernen Clown für seine Arbeit. Ein solcher ging auch an die Hochseiltruppe Wallenda aus den USA, eine durch Tino Wallenda relativ neu aufgebaute Darbietung u.a. mit der Sieben-Mann-Pyramide. In Europa wird eine solche Pyramide nur von der Hochseiltruppe „Geschwister Weisheit“ gezeigt, diese aber sogar unter freiem Himmel.

    Die Raubtierdressur kam in diesem Jahr vom italienischen Zirkus Moira Orfei. Stefano Nones Orfei präsentierte sieben Tiger, darunter einen weißen, in einer – so Insider – eher durchschnitt­lichen Dressur, er erhielt einen Silbernen Clown.

    Interessant bei diesem Festival war, dass eine Reihe Artisten in der Manege stand, deren Eltern bei früheren Festivals Preise errangen, so die Richters 1979 und Nicolodis 1979 einen Silbernen Clown und Massimilio Nones 1978 einen Goldenen Clown. In diesem Jahr erhielt Willer Nicolodi einen Clown in Bronze.

    Publikumsliebling wurde zweifellos der 14-jährige Alan Sulc mit seiner Tempojonglerie, der zur Zeit bei Pomp Duck and Circumstance engagiert ist.


    Die Auszeichnungen

    Goldener Clown

    Akrobatiktruppe Peking (China) – Handvoltigen mit Schalenbalancen

    The Flying Tabares (Argentinien) – Flugtrapez

    Fratelli Errani (Italien) – Ikarier

     

    Silberner Clown

    Truppe Kovgar (Russland) - Schleuderbrett

    Florian Richter (Ungarn) – Akrobatik zu Pferd

    The Wallendas (USA) – Hochseil

    Stefano Nones Orfei (Italien) – Tigerdressur

     

    Bronzener Clown

    Willer Nicolodi (Italien) – Ventriloquist

    Les Golden Power (Ungarn) – Äquilibristik

    Alan Sulc (Tschechien) – Jonglerie

    Sea World (Ukraine) - Äquilibristik

    Das Zirkusfestival von Monte Carlo ist nach wie vor das bedeutendste der Welt und gibt einen aktuellen Überblick über das internationale Spitzenniveau der Zirkusbranche. Die Macher werden in Zukunft mehr den je bemüht sein müssen, „zirkusfestivaltaugliche“ Darbietungen aufzuspüren.

    Redaktion: Dietmar Winkler


    2004-03-15 | Nr. 42 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler





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