Für sein neues Stück „Zeitgeister“ kann Sigi Zimmerschied immerhin auf 35 Jahre Bühnenerfahrung zurückgreifen. Kalter Kaffee neu aufgekocht könnte man meinen, aber weit gefehlt. Wer bereits mehrere Programme kennt, wartet förmlich auf den Dialog mit Gott, auf die Sequenz mit dem Klassentreffen und natürlich auf die musikalische Einlage, den Betondeppen-Rap. Wer das eine oder andere Stück noch nicht kennt, bemerkt gar nicht, dass es bereits vor Jahren entstanden sein könnte. Es ist auch eine Kunst, Inhalte zu finden, die zeitlos sind und über die Jahre hinweg immer noch den Zeitgeist treffen, und statt einer Aneinanderreihung unzusammenhängender Einzelepisoden dem Publikum ein stimmiges, neues Stück anzubieten. Selbstverständlich dürfen auch Ausschnitte aus Zimmerschieds Film „Schartl“ nicht fehlen. 1995 entstanden, entführt er uns darin augenzwinkernd ins Kleinbürgertum der 70er-Jahre. Sigi Zimmerschied – das sind keine Lachsalven wie bei Mario Barth, sondern viele, kleine Nadelstiche. Bei vielen Geschichten fühlt man sich ertappt, wenngleich nicht peinlich berührt. Die Kunst ist es eben, dem Publikum den Spiegel vorzuhalten, ohne dass es gleich schreiend davonrennt. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist seine direkte, derbe Art, die Dinge anzusprechen, aber auf der anderen Seite macht ihn genau das auch aus.
Redaktion: Gerti Windhuber
2009-03-15 | Nr. 62 | Weitere Artikel von: Gerti Windhuber