Dementsprechend stark besucht war das Festival von Anfang an. Die 25 Gruppen, größtenteils aus dem Ausland, zeigten einen Querschnitt von lebensgroßen Figuren bis zur Computer-Animation. Aber auch Klassiker aus den letzten Jahrzehnten waren vertreten wie zum Beispiel die italienische Microband (Photo:Kerstin Krämer) mit ihrem neuen Programm “Classica for Dummies“.
Im lauschigen Park von Dudweiler erlebte das Publikum einen klassich – schrägen Sommerband mit den schönsten Melodien von Chopin, Paganini bis Bizet, Rossini und Mozart.
Doch wer sich bereits entspannt zurücklehnte, wurde sogleich von den überraschenden, musikalischen Neuinterpretationen gespielt mit lebhaftem Tempo, mit zerlegbaren Geigen, Gitarren und Flöten und dem virtuosen Humor der beiden Akteure überrascht.
Nicht minder humorvoll aber eher grazil nahm Anita Bertolami (Photo:Kerstin Krämer), Figurenspielerin aus der Schweiz, das Publikum mit auf eine Reise in die Fantasie. Bertolami’s Körper diente dabei als Kulisse.
Begleitet von Monika Eder am Cello verwandelte sich Bertolamis Körper von einer kecken haarigen Gestalt bis zur kleinen Frau, die mit großen Augen die Welt oder sagen wir besser „das Publikum vor sich selbst“ entdeckt und beginnt mit ihm zu kommunizieren, zu spielen und mit der Vielfältigkeit der
„Bauchmimik“ Bertolamis zu begeistern. Außergewöhnlich!
Auch zwei Großinszenierungen wurden auf der Sommerszene aufgeführt: Die Compagnie Luc Amoros (Photo:Kerstin Krämer) aus Frankreich und Stage TV mit ihrer Produktion „Coloro“.
Luc Amoros sind eher selten in Deutschland, dafür zur Zeit zum Beispiel gerade in China zu Gast. Mit ihren aufsehenerregenden Inszenierungen gehört die Gruppe aus Straßburg zu den wichtigsten Vertretern des Straßentheaters in Frankreich.
Auf der Sommerszene war ihre Performance „Page Blanche“ gleich zweimal zu sehen. „Page Blanche“ – also „unbeschriebenes Blatt“ ist nur für einen kurzen Moment der richtige Titel für ihre völlig neue innovative Form des Theaters auf einer Leinwand, die einem Baugerüst ähnelt und circa 10 Meter in die Höhe und in die Breite ragt.
Hier entstehen vor den Augen des Publikums in einer Live-Malerei großflächige Schattenspiele und imposante Bilderwelten, die die Grenzen herkömmlicher Theater-Techniken sprengen. Auf und in dem Gerüst entfachen die Akteure der Compagnie LUC AMOROS einen archaischen Bildersturm, der die Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Das Spiel mit dem Schatten erlebt bei der Compagnie LUC AMOROS eine dreidimensionale Erweiterung.
Die Künstlerinnen und Künstler der internationalen Theatergruppe bezeichnen sich selbst als „painter–singers“. Im Zusammenspiel von Gesang, Malerei und Schattentheater schaffen sie eine völlig neue Kunstform.
Den Abschluß des Festivals bildete die multimediale Bühnenshow von Stage TV aus der Schweiz. Nach so vielen besonderen Momenten auf der Sommerszene war es nur klar, dass sich hier ein riesiges Publikum im Schlosspark von Dillingen / Saar versammelte um das Finale zu erleben.
Stage TV, bekannt für seine exakte Technik und Animationen bot in seiner neuen Show „Coloro“ wieder einmal verblüffende Effekte: die Spieler änderten ihre Farben, ihre Formen und ihre Rollen ständig mit Hilfe von Lasern und optischen Spielereien.
So ist beispielsweise in jedem Jonglierball ein Computer, der dann mit dem Steuerungscomputer und Hochleistungsbeamer die phantastischen Jonglagen erscheinen lässt.
Eins ist klar: Bei Stage TV vergißt das Publikum sogar die Fernbedienung und bleibt bis zum letzten Bild gebannt von der Phantasie und spielerischen Leichtigkeit vor dem Live-TV „hängen“. Stage TV sind daher auch noch einmal in diesem Jahr bei dem zweiten großen Straßentheater-Projekt, welches Marion Künster und Charlie Bick organisieren: dem tête‑à‑tête – Festival in Rastatt. Dieses Festival findet zwar erst wieder 2014 statt, aber am 04. Oktober 2013 wird es einen kleinen Vorgeschmack geben mit der Schweizer Gruppe beim Rendezvous tête‑à‑tête (Gesamtdauer des Rendezvous 04.-13.10.13) in der Badner Halle in Rastatt.
Web:tête-à-tête
Redaktion: Ronald Maltha
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