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    Für Groß und Klein: das theater en miniature

    Der Bühnenraum des Kasseler dock 4 atmet das Flair eines mittelalterlichen Marktspektakels: quietschbunter Vorhang, Puppentheater, zwei Gaukler (Ellen Heese, Andrej N. Joukov) mit ausdrucksstarken Commedia dell’Arte-Halbmasken (Maskenbau: Newman) und pittoresken Kostümen (Annette Hänning), die erzählend und spielend eine längst vergangene Welt erschaffen. Es ist die Welt des Till Eulenspiegel, jenes berühmten Schalks, der den gesellschaftlichen Regeln seiner Zeit mit subversivem Spott trotzte. Till selbst ist eine bewegliche Holzpuppe, die Spieler, sie erinnern in ihren Grundcharakteren ein wenig an Gelsomina und den Großen Zampano aus Fellinis „La Strada“, verwandeln sich, je nach szenischem Erfordernis, in die Eltern des Narren oder in gefoppte Mitmenschen. Diese spielerisch offenen Verwandlungen gelingen den Akteuren vom theater en miniature vortrefflich, der Kasseler Formation, die sich seit Jahren auf der Brücke zwischen Kleinkunst und „großem Theater“ bewegt. Eine neue Maske, eine neue Stimme – vor allem Ellen Heese ist vokal enorm wandlungsfähig – fertig ist eine neue Figur, die sich auf spezifische Weise mit den Streichen des Bürger- und Adelsschrecks auseinandersetzt. Ein wesentlicher Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Theaterinszenierungen für erwachsene Zuschauer. Das theater en miniature bietet ein umfangreiches Repertoire an humorvollen Stücken an, die auf der Grundlage interessanter literarischer Vorlagen entstanden sind. Dabei verwenden die Spieler eine Vielzahl künstlerischer Darstellungsformen, angefangen von Figurentheater- und Schauspielelementen bis hin zu Clownstheater und Lifemusik. Allen Abendinszenierungen liegt die Grundidee unseres Theaters zugrunde: das Theater en miniature: Großes Theater auf kleinstem Raum mit detailgenauen Nachbauten klassischer Theaterbühnen in Miniaturform und mit der Darstellung großer menschlicher Dramen und Gefühle in kleinen amüsanten und spannenden Anekdoten. Für die jungen Zuschauer spielt Ellen Heese seit 20 Jahren lebendiges und anspruchsvolles Kindertheater. Die bisher 22 Inszenierungen entstanden sowohl nach literarischen Vorlagen als auch nach eigenen Ideen und zeichnen sich aus durch originelle Bühnenbilder und vielseitige Spielformen wie Hand- und Klappmaulpuppen, Stab- und Tischfiguren, mechanische Figuren, Schattentheater und Schauspiel. 1993 erhielt das Theater den Kulturförderpreis der Stadt Kassel für seine herausragenden und kontinuierlichen Leistungen im Kindertheaterbereich. Inzwischen wurden Stücke wie "Alibaba und die 40 Räuber", "Pu der Bär", "Winzig der kleine Elefant" oder "Das Geheimnis vom Du" zu Selbstläufern im Kinderprogramm.

    Redaktion: Verena Joos

    2005-06-15 | Nr. 47 | Weitere Artikel von: Verena Joos





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