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    FUNtasia

    Bis zum 16. April war im Wintergarten das Programm „FUNtasia“ (Regie Bernhard Paul) zu erleben. Hauptakteure waren die neun Artisten des ukrainischen Zirkustheaters Bingo. Natürlich können in einem solchen Ensemble nicht alle Darbietungen Spitzenleistungen sein, aber darauf kam es hier wohl weniger an als vielmehr auf die Wirkung der gesamten Gruppe. Trotzdem waren auch ausgezeichnete Einzelleistungen zu sehen, so etwa die Strapatenakrobatik von Ivan Tarnavski und Tatyana Stepchenko, die interessante Jonglagevariante von Leonid Petrovskyy – er arbeitet mit großen Dreiecken – oder die Schlappseilakrobatik von Alexandr Krachun, u. a. mit Handstand und Einrad. Das inzwischen recht selten gewordene Genre der Klischniggarbeit vertrat Andre Romanovski, der in ein schornsteinartiges Requisit rutscht und sehr beachtliche Tricks zeigt. Absolute Stars des Abends waren das in Monte Carlo mit dem Silbernen Clown ausgezeichnete Duo Iroshnikov. Was die beiden jungen Artisten in ihren Kombinationen aus Handäquilibristik und Würfen zeigen, ist fast unwahrscheinlich, und die Salti und Schrauben, die aus den Würfen entstehen, sind absolute Spitzenleistungen.

    Peter Shub mit seinen altbewährten Szenen und kleinen Etüden führte pantomimisch durch das Programm.

    FUNtasia war in der Verbindung von Humor, Jugendlichkeit und akrobatischen Leistungen ein frisches, vergnügliches Programm.

    Die Produktion „Vivace“ des Regisseurs Marcus Pabst ist seit mehr als drei Jahren erfolgreich auf Tournee und gastierte u. a. auch in den USA; demnächst wird sie in Zimbabwe zu sehen sein. Bis 20. April war sie im „Tipi – Das Zelt am Kanzleramt“ zu Gast.

    Der Untertitel der Show „ ...vom Leichtsinn der Schwerkraft ...“ ist fast wörtlich zu nehmen, als eine „schwerelose“ Geschichte um die Beziehungen von drei Künstlerfiguren. Die Inszenierung besticht vor allem durch die Stimmigkeit des Zusammenwirkens der Akteure: des Jongleurs Andreas Wessels, der Tänzerin Kristin Sroka und des Entertainers Jojo Weiß, untermalt von klassischer Musik und den Arien eines Countertenors (musikalische Leitung und am Piano Tal Balshai).

    Das Ganze bewegt sich zwischen dem skurrilen Humor von Jojo Weiß, den perfekten Jonglagen von Andreas Wessels, so mit sechs großen Bällen, kombiniert mit Seilspringen, und den Tänzen Kristin Srokas mit Hut, Zigarette oder Bändern, ausdrucksstark und zugleich erotisch; aber auch sehr poetisch etwa im Zusammenspiel mit Andreas Wessels.

    „Vivace“ gehört sicher zu den gelungensten Varietéshows der letzten Jahre.

    Bis 5. Juni steht im Chamäleon-Varieté die neue Show „Liaison der Sinne“ auf dem Spielplan, ein mit vielen Stilmitteln arbeitendes Programm.

    Der nun in neuem Glanz erstrahlende Saal lässt die nostalgische Schönheit des alten Ballsaals wiedererstehen. Die Bühne wurde entfernt, dafür gibt es an der Stirnseite ein kleines Bühnenpodest und eine große, höhenverstellbare Spielfläche in der Mitte des Zuschauerraums. Damit wirkt der Saal wesentlich größer. Hoch über dem Publikum „schwebend“ die virtuos spielende Pianistin Ming. Die Regisseure Markus Pabst und Maximilian Rambaek haben ihre Inszenierung in den losen Rahmen eines Fotoshootings verpackt und das Ganze mit aus dem Off gesprochenen Gedichtzitaten umrahmt, die an die Rückwand projiziert werden. Zusammengehalten wird alles durch die stimmlich beeindruckende Sängerin Yamil Borges, die auch verbindende Texte spricht.

    Das Programm hat seine stärksten Momente im ersten Teil, beispielsweise mit einer Handstandakrobatik von drei Artisten, die durch einen sich hebenden und senkenden Vorhang gleichsam in Momentaufnahmen „zerlegt“ wird und eine echte Erotik ausstrahlt. Der zweite Teil wird der „Sinnlichkeit“ nicht mehr ganz so gerecht und endet in einer recht langen und umständlichen Wasserplanscherei von fünf Akteuren in einer Badewanne. Bei den Artisten mischt sich erfreulich Bekanntes und Neues: bekannt sind Kai Eikermann mit seinen Comedyacts und Tigris, dieser mit einer gut choreografierten Hula-Hoop-Arbeit in Verbindung mit akrobatischen Elementen. Temporeiche Rollschuhakrobaten sind die französisch-portugiesischen Artisten Les Sandros; im ersten Programmteil präsentiert der Partner Alexandre Monteiro eine Rola-Rola-Arbeit, die vor allem durch die Höhe der Requisiten interessant ist. Am Luftring, hier horizontal aufgehängt, Anahareo, eine sehr gymnastisch betonte Arbeit. An Strapaten präsentiert sich Oleg Chudan, der sich von einem Wasserstrahl berieseln lässt.

    Zwei Auftritte hat das Mentalmagie-Duo Sonambulo, das tricktechnisch sicher arbeitet, einmal mit dem memotechnischen Erraten von Gegenständen aus den Taschen der Gäste, dann mit einem wirklich verblüffenden „Gedankenlesen“ von Geburtsdaten, Namen und Personen durch das „Medium“.

    In der Verbindung von Musik, Akrobatik, Licht und Ausstattung ist dem Regieduo Pabst/Rambaek eine originelle Inszenierung gelungen.

    Vom 21. 4. bis 17. 7. steht im Wintergarten das neue Programm „Happy Hours“ auf dem Plan, mit dabei u. a. der Comedyjongleur Dieter Tasso, die ukrainischen Kraftakrobaten Atlantis und die Kanadierin Brigitte Scherrer am Trapez. Durch das Programm führt Thomas Nicolai alias „Der blonde Emil“.

    Redaktion:  D. Winkler

    2005-06-15 | Nr. 47 | Weitere Artikel von: D. Winkler





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