Nach einer Fuffzehn, auf gut Sächsisch eine Pause zwischendurch, ist es den Kabarettisten nicht. Sie sind gebeugt vom Arbeitsfieber, Premieren gibt es genug, Neues aber nur bedingt. Sie produzieren zu viel, die Autoren kommen gar nicht nach. In finanzieller Hinsicht ist das für die Schreiber kein schlechter Zustand. Aber es lauern die Gefahren, sich zu wiederholen oder belanglos zu werden.
So hatte im Frühjahr der Chef der Herkuleskeule, Wolfgang Schaller, aus den seit 1991 für die Sächsische Zeitung geschriebenen 150 Kolumnen-Texten ein Programm mit dem Titel „Licht an!“ zusammengestellt. Michael Frowin und Rainer Bursche spielen lebhaft und aufs Wort konzentriert. Dennoch wird aus dem Programm ein Abend der Überzeugungen. So richtig ins Spiel kommen beide nicht. Da war drei Monate später beim Programm „Mönche mögen’ s heiß“ auf der Bühne der Herkuleskeule schon mehr Bewegung. Die Texte hatten Christian Ehring und Junior Philipp Schaller geschrieben. Warum die Mönche es nun heiß mögen, hat sich nicht aufgeklärt, aber es fängt gut an, mit überraschenden Szenen und Pointen, von Brigitte Heinrich, Gloria Noack und Michael Rümmler gut gespielt, doch nach der Pause können sie daran nicht anknüpfen.
Die academixer stellten im April ihr Programm „Leere Töpfe – volle Bäuche“ vor. Sie erzählen von einer Gesellschaft, der Geld fehlt, in der aber alle den Hals nicht voll genug kriegen können. Die Texte hat in der Hauptsache Tom Reichel geschrieben. Anke Geißler, Gunter Böhnke und Peter Treuner spielen überzeugend in der Art des Hauses: mit Tempo und Spielfreude. Doch das Beste im Programm sind die Details, die liebevoll herausgearbeitet und gespielt sind und teilweise schöne, absurde Züge tragen. Nur schlagen die Geschichten oft unnötige Haken. Einmal löst die Schlusspointe das Erzählte ins Nichts auf, ein anderes Mal bringt ein Zufall die Szene zum realitätsnahen Ende und ein drittes Mal will eine Finanzministerin nur wieder Staatskredite aufnehmen, weil ihr Gatte bei der Bank arbeitet. Das sind Notausgänge. Es wird ein bisschen provoziert, aber nicht ganz, und es wird ein bisschen unterhalten, aber nicht total.
„Zeit heilt alle Wunder“ heißt das Programm der Erfurter Arche, das im Frühsommer aufs Brettl kam. Kein anderes Thema gilt mehr als die Republik und ihre Leiden. Sybille Tancke, Ulf Annel und Andreas Pflug bedienen das Komische, ohne albern zu werden, und wenn doch, dann ist es ein Stilmittel. Sie zielen nicht auf „große“ Kleinkunst ab, sie spielen einfach munter und unbeschwert mit Freude los.
Zu erwähnen ist noch, dass Lothar Bölck die Magdeburger Zwickmühle verlassen hat. Ob das eine glückliche Entscheidung war, wird sich im Herbst zeigen. Da wird er sein erstes Solo mit dem Titel „Bölck gibt Gas“ geben. Die Zwickmühle, also Hans-Günther Pölitz und seine neue Bühnenpartnerin Marion Bach, haben das Programm „Ab- und Zustimmung“ für den September angekündigt.
Vom 6. bis zum 16. Oktober wird eine Fuffzehn gemacht. Das ist wieder keine Pause zwischendurch, sondern die Lachmesse in Leipzig, die in diesem Jahr zum fünfzehnten Mal über die Bühne geht. Mit 126 Veranstaltungen an elf Tagen ist sie wieder einmal viel zu groß geworden. Das weiß auch Lachmessechef Arnulf Eichhorn. Künftig werde sie aber etwas schlanker, beteuert er. Zum Jubiläum sind alle Preisträger noch einmal eingeladen worden, viele haben sich angesagt. Darunter Georg Schramm, Bruno Jonas, Horst Schroth und natürlich auch Tom Pauls, Gunter Böhnke sowie Bernd-Lutz Lange und besonders der Freund der Lachmesse, Thomas Freitag. Über die 15 Jahre hat sich das Europäische Humor- und Satirefestival, wie die Lachmesse auch genannt wird, zu einer Leistungsschau der kleinen Künste entwickelt. Wer sich über die einen Überblick verschaffen will, kann das in Leipzig tun. Die Stars sind vertreten und auch neue Namen. Für Entdeckungen ist die Lachmesse weniger geeignet. Dafür gibt es den Cabinet-Preis, der seit 1999 in den Sparten Kabarett, Comedy und Musik vergeben wird. Da sieht man auf die Jüngeren in der Szene und man kann dort auch die Vermischung der Genres beobachten, die heute bei ihnen gang und gäbe ist. So Paul Schröder und Steffen Wilhelm von subcultura aus Erfurt, die ihr Spiel mit „Geräuschpantomime“ umschreiben. Sie sind die diesjährigen Preisträger in der Sparte Comedy. Die in der Sparte Kabarett sind Sebastian und Tobias Hengstmann aus Magdeburg mit Kabarett eher traditioneller Art, aber sie betrachten die Welt aus dem Blickwinkel ihrer Generation. Den Preis in der Sparte Musik bekommt am 9. Oktober in Leipzig Rainald Grebe aus Berlin verliehen, der versiert Kabarett, Comedy und Musik verbindet. Die Preisträger sind zwischen 20 und 35 Jahren. Die Jungen bei der Lachmesse fangen erst mit 35 an. Eckardt von Hirschhausen, Hagen Rether oder auch Ganz Schön Feist. Eines soll zum Schluss nicht unerwähnt bleiben: Den Leipziger Löwenzahn in diesem Jahr bekommt am 6. Oktober im academixer-Keller Reiner Kröhnert überreicht. Ein Besuch in Leipzig lohnt sich also und das ganze Programm kann man unter www.lachmesse.de abrufen.
Redaktion: Harald Pfeifer
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