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    „Sommerfrische“


    Sommer, Sonne, Sand und Meer sind auch in das GOP-Varieté Bad Oeynhausen eingezogen. Rudy C. Meidl geleitete von Sommerhighlight zu Sommerhighlight. Brasilianisch flippig kreiste Natalia Bakun mit den Hula-Hoop-Reifen und verdrehte dabei manchem Strandboy den Kopf. Marco Carolei hatte als „Gendarm von St. Tropez“ alle Hände voll zu tun, von der Sicherheitsprüfung am Strand angefangen bis zur Unruhebeseitigung, wobei der Comedian selbst für genug heitere Unruhe sorgte. Das Duo Julia Kock (Gesang) und Monika Schmitt-Carstens (Akkordeon) stimmte das Flair des großen Chansons à la Edith Piaf an und ließ die Melodien der großen französischen Sängerin wiederaufleben. Massimiliano Sblattero spannte seinen heißen Draht am Strand auf, um darauf kunstfertig zu tanzen und ausgefallene Salti zu präsentieren. Luftschwimmerin Andrea Beck zelebrierte ihre einzigartige Wasserballettkür am Trapez mit diversen Schwüngen, Hängern und Fallern. Jeton, gentlemanlike, jonglierte stilvoll und voller Eleganz mit allem, was einem Mann des gehobenen Anspruchs so zur Verfügung steht, wie z. B. Münzen, Zigarren, Billardqueues. Den Reiz des Muskelspiels verkörperte das Duo Strakhov. Eine außergewöhnliche, kraftgeladene Partnerakrobatik mit einfallsreichen Hebefigurationen. Im grande Finale ließen es sich alle Artisten noch einmal am Strand gutgehen und heimsten den aufbrandenden Applaus des Publikums ein.

    Das man im Sommer schon einmal eine Betriebsfeier macht, ist ja durchaus nichts Ungewöhnliches. Wenn diese jedoch im GOP-Varieté Hannover stattfindet, dann sind dort artistische Höhepunkte nicht ausgeschlossen. Desimo leitete diese „Feier“ charmant-fröhlich, geistreich-witzig und verblüffend zugleich. Mit von der Partie war Raksan, die virtuos den Bauchtanz in Szene setzte. Rasant wurde es mit den Skating Willers, die in ihre tempogeladene Rollschuhartistik halsbrecherische Akrobatikkunststücke eingebaut hatten. Waldemar Müller kämpfte sich hingegen in seiner Comedy-Darbietung durch die Bürotücken des Alltags. Zudem bewies er, dass Büroartikel durchaus artistische Verwendung finden können. Tango und Akrobatik sind eine gute Mischung für eine außergewöhnliche Handstandequilibristik-Darbietung, kraftgeladen und sinnlich dargeboten von Amelie und Michele. Der Mann hatte nicht nur einen Vogel, sondern auch noch einen sprechenden. Aber ganz gleich, ob Tier oder Gegenstand: Ventriloquist Sascha Grammel konnte alles sprechen lassen und auch seine originellen, zauberhaften Einlagen sprachen für sich. David O’mer ging baden, aber nicht einfach so. Eine Strapateninszenierung, in der Körperkult und individuelle Accessoires zu einem Gesamtkunstwerk geformt wurden. Zum Finale verabschiedeten sich alle Künstler von der Betriebsfeier.

    „Vivace“ – nennt sich ein faszinierendes Körpertheater mit drei extravaganten Künstlern, begleitet von eigens dafür komponierter Musik von Tal Balshai. Im GOP-Varieté Essen trafen sich Andreas Wessels mit seiner ungewöhnlichen Balljonglage, Jojo Weiss, der skurrile Comedian, und Kristin Srokas ausgefallene Tanz-Akrobatik zu einer Performance der besonderen Art. Mit ihrer Mischung aus Akrobatik, Tanz und Comedy, verbunden mit Live-Gesang von Daniel Lager, setzten die drei die Sehnsucht nach der Leichtigkeit des Lebens in Szene. Ihre Inszenierung wurde beim „Festival du Cirque de Demain“ in Paris ausgezeichnet und begeisterte seitdem bereits viele Zuschauer. Auch das Varietépublikum mochte die Darstellung und das Können der jungen Künstlergarde sehr und bedachte es mit viel Applaus.

    „Bingo“ – die Varietéshow des Apollo-Varietés in Düsseldorf präsentierte die neue junge russische Artistengeneration. Günter Ottemeier, Comedian und Bewegungskünstler, geleitete mit seinen „Weltennummern“ von einem Akrobatenspecial zum nächsten. Oksana Velkina ließ mit tänzerischer Leichtigkeit ihre großen roten Bälle durch die Lüfte sausen, und paarte Jonglage mit Akrobatik. Oleksandr Krachun balancierte mit Bravour auf dem Schlappseil mittels hoher Körperbeherrschung, Kraft und Ästhetik. Mit seinen großen Dreiecken faszinierte Leonid Petrovsky, eine moderne Jonglage in einem neuartigen Präsentationsstil. Eine verführerische Kombination aus sinnlicher Tanz-Performance und Kontorsion bot Iryna Bondarenko. Getragen von zwei Bändern wurden Ivan Tarnavski und Tatjana Stepchenko, die in ihrer Strapatendarbietung poetisch anmutig und kraftgeladen Figuren in die Luft zauberten. Aus einer Hand-auf-Hand-Akrobatik machten Yevgen Krachun und Iryna Bondarenko eine feurige Liebesgeschichte mit vielen equilibristischen Elementen. Seilspringen mit besonderer Note war das Markenzeichen von Maryna Tkachenko, die mit ausgefallenen Tricks Bewegung erzeugte. Das Duo Iroshnikov bestach mit einer avantgardistischen Partnerakrobatik, in der noch so halsbrecherische Salti keine Ausnahme bildeten. Im großen Finale verabschiedeten sich noch einmal alle Artisten von einem begeisterten Publikum.

    „Diva – divadu“ stimmte man im Varieté et cetera in Bochum an. Diva Tomasz war eigens mit Fummel und Stöckelschuhen angereist, um dem Ganzen viel Glamour mit Gesang und ausgezeichnetem Bauchtanz zu geben. Ihr trotteliger Diener Renfield (gespielt von Ronny Cabello) trat der „großen Dame“ dabei des Öfteren herrlich komisch auf die Schleppe. Till Pöhlmann ließ es im Varietézelt leuchten, mit seinen Bällen und Stäben zeichnete er fantasievolle Lichtbilder in die Luft. Jean Ferry schwang sich auf die Leiter und balancierte sie freistehend über die Bühne, mit Handstand und auch kopfüber. Mikhail Stepanov schwebte engelsgleich an den Strapaten durch die Lüfte, kraftvoll und ästhetisch eroberte er die Zeltkuppel. Silja und Annika ließen keinen noch so ausgefallenen Hänger oder Faller am Partnertrapez hoch über den Köpfen der Zuschauer aus. Viktoria Lapidus zeigte, was eine Powerfrau drauf haben muss, wenn es darum geht, eine schwungvolle Hula-Hoop-Darbietung zu präsentieren. Malte Knapp war kein noch so ausgefallenes Einrad zu hoch oder zu klein, um darauf nicht noch irgendein akrobatisches Kunststück hinzubekommen. Im Finale ließ Diva Tomasz noch einmal alle „Puppen“ – Artisten –tanzen, für das Brot des Künstlers, den Applaus.

    Redaktion: Hartmut Höltgen-Calvero

    2005-09-15 | Nr. 48 | Weitere Artikel von: Hartmut Höltgen-Calvero





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