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    Diese Leiche lebt

    Kurzporträt Luise Kinseher

    "Wenn ick einmal tot bin", sang die blutjunge Blandine Ebinger um die Jahrhundertwende, und startet so eine über Jahrzehnte und zwei Kriege anhaltende Karriere als eine der Achor-Women des Kabaretts. "Der Weg ist weit" lautet unfreiwillig programatisch der Untertitel des zweien Solo-Stücks "Schnop" von Luise Kinseher. An den Start gegangen war die Bayerin mit dem Portrait einer TV-Leichendarstellerin ("Ende der Ausbaustrecke"). Für das Debüt hagelte es schon Preise (zuletzt die „Glocke“ vom unterhaus/Mainz) für die erst in Zweitberufung gewordenen Kabarettistin, die ihre Stücke- denn solche sind es- selber schreibt. "Warum immer die?", hörte man manchen Neider über soviel Trophenglück nörgeln. Neben dem, dass die Süddeutschen nun einmal mit einem Bonuspunkt in Sachen Kleinkunst immer rechnen können, ist es ganz einfach die Darstellerin Kinseher, die ohne wenn und aber überzeugt. Sie kann als Frau auf der Bühne stehen und einfach ihre Geschichten erzählen, die es nicht nötig haben, dass jeder Satz in einer witzigen Pointe endet. Ihre parodistischen Fähigkeiten hat sie inzwischen zugunsten einer scheherazadenhaften Erzählweise zurückgenommen. Man kann der Kinseher einfach zuhören, denn sie nervt nicht wie das Gros der Kleinkunstfrauen, die sich als durchgehend überagierende Rampenluder verhökern. Halb Fluch, halb Segen ist von Kinsehers Parodiecharakteren nur die Hard-Core-Seniorin Helga in Trenchcoat und mit dicker Brille übrig geblieben, die immer ihren Heinz sucht und dabei unfreiwillig das Leben kennenlernt. Die Kinseher ist absolut ensemblefähig, wie man im Fernsehen bei "Spezelwirtschaft" und in der Tourneeproduktion "Junge bayerische Wilde" sehen konnte. Öfter Gast bei Filmproduktionen des BR zeichnet sich in der Richtung auch gewaltig Potential ab. Der verspätete Einstieg ins Darstellergewerbe steht der Kinseher gut. Da muß sich nichts entwickeln, da ist schon alles da. Im Gespräch mit ihr hört man immer wieder raus, dass sie gerne auch beim Fernsehen lieber dramaturgisch ihr eigenes Ding machen würde, statt im Schlagschatten des Comedy-Rummel auf die Schnelle abgefackelt zu werden. Die resolute Neukabarettistin strahlt zähen Willen aus. Die Kinseher machte sich etwas später auf den Weg, spät, aber dann bleibt's dabei!  

    Redaktion: Kathrin Schwedler

     

    2002-06-15 | Nr. 35 | Weitere Artikel von: Kathrin Schwedler





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