Der Satiriker Bruno Schollenbruch feiert sein 50jähriges Bühnen-Jubiläum. Schollenbruch, der unter verschiedenen Künstlernamen wie „Sloop John B. Scholl-Day“ oder als Ex-Proletarier unter dem Namen seiner Ahnen wie „Freiherr von Niederehe“ wohl noch einige Jährchen die Allgemeinheit satirisch verunsichern wird!
„Mein lieber Scholli! – 50 JAHRE BÜHNE!“ (Betreutes Nachdenken)
Wie schafft man das? 50 Jahre auf der Bühne? Aber stimmt das auch? Nicht ganz! Schon 1962 moderierte er für die Essener Albert Einstein Realschule den traditionellen „Bunten Abend“ im Schullandheim auf Amrum. Da außer dem Kunstlehrer, der zwei Lieder auf der Gitarre spielte, kein anderer was vorbereitet hatte, durfte er sich ständig selbst ansagen: zu Jürgen von Manger-Nummern und Witzen. Klassenkameraden boten danach Keile an, die Kritik in der Schülerzeitung war allerdings spitze! Ahnt man, wer sie geschrieben hat? Im gleichen Jahr organisierte er einen Bunten Pfadfinder-Abend - diesmal nicht „Bruno allein zu Haus“ - auf dem er wie Pete Townshend von The Who zu „My Generation“ eine alte Gitarre ohne Saiten zertrümmerte und ins Publikum warf.
Ab dem 14. Lebensjahr musste er größtenteils finanziell für sich selbst sorgen, eine siebenköpfige Bergarbeiter-Familie in drei Zimmern hatte nicht viel Geld. Wenn er also eine weiße Segeltuch-Hose oder einen blauen Zweireiher-Blazer für die Tanzschule brauchte oder ein Rennrad haben wollte, hieß es raboti, also malochen! Die Joberfahrungen waren gut für`s Satire-Schreiben: Kirchenzeitung austragen, Kegel aufsetzen, Straßenbau, Friedhofsgärtner – bei minus 10 Grad ein Grab ausheben - Gärtner an der Regattastrecke am Baldeneysee mit dem Schwerpunkt, Pariser unter Parkbänken zu entsorgen. Würstchen- und Eisverkäufer im Grugabad – 4 Wochen für 400 Mark - soviel kostete sein erstes Zweispur-Telefunken-Tonband! Knecht bei einem Bauern im Sauerland (vier Wochen für 100 Mark im Monat bei einem 13Stunden-Tag). Direkt nach dem Abi kurze Bundeswehrzeit (Kompanie bester Pistolenschütze, peinlich für einen Pazifisten) bis zu dem Mordversuch an Dutschke am 11.4.68. Einen Tag später am 12.4.68 Antrag auf Kriegsdienst-Verweigerung, dann Postbote, Zivildienst im Altersheim und auf einer Chirurgie-Station! Organisator des ersten Zivildienst-Streikes aufgrund unmöglicher Arbeitsbedingungen im Bethesda Krankenhaus in Essen. Geisteswissenschaften in Münster und Freiburg. Nebenbei Referendar und Studien-Assessor in Stuttgart und Murrhardt. Der erste Auftritt in Murrhardt und das erste Festival liefen sehr gut. So auch die Kritiken, ein Schelm, wer ein zweites Mal Böses dabei denkt! Zweitstudium Diplom-Theaterpädagoge, Hunderte von Kabarett-Kursen! Einige Teilnehmende spielen heute bis zu 200 Gigs im Jahr und haben als Lehrer oder Theologe usw. längst gekündigt. Was gab es noch? Wunderbare Seminare als Teamer in verschiedenen DGB-Gewerkschaften mit Achim Czeschka. Selbstgewählte Themen wie „Das Auto, eine gestörte Liebesbeziehung“, „Stuttgart 21 – Wir können alles außer Demokratie“, „Fußball als Tor zur Welt“, „1968 -Wilde Zeiten“, „Tod und moderne Gesellschaft“, „Schlager schlagen ein!“ und vieles mehr.
Zurück zu Theater und Kabarett: 1969 folgten Regie und eine „tragende Rolle“ bei einer Hair-Aufführung mit eigenen Zwischentexten. Ich musste eine Mitspielerin auf den Schultern tragen! Dann lernte er 1970 in Österreich bei Herrn Döpke Gitarre, hatte schnell 20 Degenhardt-Lieder drauf und gründete im gleichen Jahr die Folk-Rock Gruppe „Opus 70“! Der Name stammte von einem Song der Four Seasons! 1975 der Durchbruch. Nach weiterem Gitarrenunterricht beim spanischen Gitarristen, Komponisten und Dirigenten Arturo Tamajo folgt ein Solo-Auftritt im Freiburger Folkclub bei Ray Austin! Umzug nach Berlin, Gigs im „Steve Club“ und „Go in“, wo er für 10 Mark plus Freibier auftrat und Viertelstunden-Gigs spielte, im Wechsel mit den späteren „Gebrüder Blattschuss“ Leuten, Lydie Auvray & Jürgen Slopianka, „Susanne“, Rick Abao - dem „Jäger aus Kurpfalz“ - und andern. Umzug nach Stuttgart, seit 1975 zu unterschiedlichen Zeiten Gigs im Laboratorium, Merlin, Renitenz, Theaterhaus, Theater der Altstadt, Bürgerhäuser und Jugendzentren. Tourneen ins schöne Ruhrgebiet, Wuppertal, Dortmund, Schwerte, Essen, Hattingen, „Ruhrfestspiele“ in Recklinghausen,beim „Haste Töne“-Treffen 1980 erste WDR Aufnahmen, Workshopteilnehmer zu Mundartliedern mit Buggi, Niedecken und Zeltinger. Danach Gigs in Köln und Düsseldorf, Raum Frankfurt, Mainz, wieder Freiburg, Allgäu, Schwäbische Alb, ja, ganz Baden-W! Auf Tour häufig rauf und runter, von Grenzach zum Main, dann nach Bremen, von Hamburg nach Markelfingen am Bodensee, Berlin, Nürnberg, Coburg, Ansbach, am Main lang, dann Marburg, Gladenbach, Reinheim, Darmstadt, Rödermark und später Lachmesse Leipzig, Saalfeld, Leinefelde, Cottbus und Frankfurt/Oder. Kurz: Überall in der BRD! Nur das Saarland fehlt in der Sammlung! War das alles? Sorry! Bei rund 2000 Gigs kann man schon mal den einen oder anderen Spielort vergessen! Gigs im Europaparlament Straßburg, in Salzburg und im Theater in Nischni Nowgorod mit Übersetzer und Theaterpädagogik-Workshop für russische Schauspieler und Regisseure waren die Ausnahme. Von Wettbewerben um Kleinkunstpreise hielt er sich fern. Als ihn seine damalige Managerin 1997 dreimal ohne sein Wissen zu Wettbewerben anmeldete, konnte er das nicht ausschlagen, sondern „verkaufte sich“, äh, schlug sich nicht schlecht. Die Folge: “Hessischer Kleinkunstpreis Reinheimer Löwe“ im Wettstreit mit einem freundschaftlich verbundenen Kollegen, der bereits den „Deutschen Kleinkunstpreis“ und den „Salzburger Stier“ gewonnen hatte. Niederlage beim „Paulaner-Solo“ gegen den kollegialen Bodo Wartke, der damals als Noch-Student bei der Publikums-Abstimmung einfach zu viele Fans im Saal hatte. Mit „Heinz“ zusammen teilte er sich noch Platz „Zwei“ beim „Münsteraner Wi(e)dertäufer-Preis“. Alle guten Dinge waren „Drei“, keine Bewerbung mehr für inflationäre Wettbewerbe, die mittlerweile auch in Weltmetropolen im Saarland und am oberen Neckar stattfinden!
Schollis Jubiläums-Gigs ab Herbst 2020 könnten auch zu einer Abschiedstour (?!) werden, da der Oldie-Anarcho mit 71 stramm auf die Achtzig zugeht. Einige Kollegen, die vor langer Zeit in seinen Kabarett-Workshops waren und sehr aktiv sind, haben ihr Kommen zur Jubiläums-Gala zugesagt! Wie sprach der Satiriker und Dozent immer wieder: „Wenn die Schüler nicht erfolgreicher sind als der Lehrer, dann hat der Lehrer was falsch gemacht!“ Weitere tolle Kolleg*innen kommen zur Stuttgarter „50 Jahre Bühne“ Gala im Oktober! Sein Urteil bei 60% Privat- und 40% Politkabarett über die meisten Politi(c)ker stand schon lange vor Trump und AKK fest: Karl Kraus hat ihm die Bewertung vorgegeben: „Es reicht nicht mehr, sich keine Gedanken zu machen, man muss auch noch unfähig sein, sie auszudrücken!“
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2020-01-10 | Nr. 106 |