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    Die Jahreszeit für große Preise

    In der Tat, im Herbst werden die großen Preise mit Bedacht und auch Verantwortung vergeben. Das sind der Deutsche Kleinkunstpreis, der Deutsche Kabarettpreis, der Leipziger Löwenzahn und der Salzburger Stier. Und aus östlicher Sicht waren die Entscheidungen in diesem Jahr erfreulich. Denn als Deutscher Kleinkunstpreisträger 2010 in der Sparte Kleinkunst ist der Dresdner Betroffenheitslyriker Olaf Schubert gewählt worden. Ein Mann, der durch seine gezielte Wortarbeit immer wieder verblüfft. Die Jury sagt: „In seinen Geschichten redet er sich um Kopf und Kragen und erklärt jenen die Welt, die alles wissen, aber nichts verstehen.“ Der Deutsche Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett ging an das Erste Deutsche Zwangsensemble. Mathias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber arbeiten nach wie vor noch als Solisten und gerade durch ihre Unterschiedlichkeit schaffen sie überraschende wie erhellende Situationen. Freilich stammen die Protagonisten aus Tübingen und München, aber Mathias Tretter lebt seit Anfang 2007 in Leipzig und ist in die Leipziger Szene längst eingebunden. Bei den academixern ist er monatlich der Gastgeber vom academix, wo ein Gast und die Gastgeber die aktuellen Ereignisse satirisch kommentieren. Man muss nur die gewohnte Spur verlassen und somit dem Gegenstand der Betrachtung satirisch näher kommen. Hinzuzufügen ist, dass Mathias Tretter den Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises zugesprochen bekommen hat, was das Prinzip, zusammen und solistisch zu arbeiten, bestätigt.

    Es gibt noch einen zweiten Beleg für die ungebrochene Wirksamkeit des Ensemble-Kabaretts. Denn das Düsseldorfer Kom(m)ödchen ist zum Preisträger des Leipziger Löwenzahns 2010 gewählt worden. Wie beim letzten Programm „Die Couch“ hat das Ensemble beim neuen „Sushi – ein Requiem“ ein Durchgangszimmer im Zentrum des Bühnengeschehens errichtet. Dadurch sind moderne, schnelle Wechsel möglich, es ist aber auch Raum zum Verweilen da. Und das politische Kabarett steht im Mittelpunkt. Für die Kabaretts im Osten sind diese Auszeichnungen indirekt eine Bestätigung und ein Ansporn zugleich. Denn in Leipzig hat keiner „verstaubt“ gerufen, sondern „es geht doch“. Na, dann macht mal los.

    Mit Ensemblekabarett geht es weiter. Nachdem der neue Leipziger Intendant des Leipziger Schauspiels, Sebastian Hartmann, sein Haus nach altem Vorbild Centraltheater genannt hat, war es für den Leipziger Kabarettisten Meigl Hoffmann nahezu selbstverständlich, seinem Spieltrieb und Spottsinn freien Lauf zulassen und sein neues Haus Centralkabarett zu nennen. Aber das war ja erst der Anfang. Das Haus muss ja auch noch bespielt werden. Da waren erst einmal der mitgebrachte „Otto-Reutter-Abend“ und das Programm „Sachsen-Taxi“ ein Grundstock für den Spielplan. In aller Eile hatte dann der Chef des Hauses ein neues Programm für sich und Jens-Uwe Jopp geschrieben, mit dem er keinen richtigen Treffer landen konnte. Nun wurde ein Programm reanimiert, das er mit Tom Reichel vor 10 Jahren für das einstige Kabarett Gohglmohsch geschrieben hat. Eine eigenwillige Hommage an Leipzig führt durch die Jahrhunderte. Bach taucht da auf, Schiller und Goethe dürfen einfach nicht fehlen und ebenso die Bombennächte 1944, wie auch das DDR-Bild von Leipzig samt Messemännchen. Da sind aufregende Szenarien zu erleben, bei denen die Angriffe nicht immer ein klares Ziel haben. Aber sie machen Spaß. Auf der Bühne schaffen Griseldis Wenner, Meigl Hoffmann, Rainer Koschortz und André Bautzmann, begleitet von Karsten Wolf am Klavier, einen kapriziösen Szenenwechsel mit vielen Überraschungen. Alle spielen ihre Rollen heiter, leicht und überzeugend, doch der 19-jährige André Bautzmann verblüfft geradezu mit seinem Charme und seinem sicheren Gefühl für Komik.

    Und nun zur Magdeburger Zwickmühle. Von dort gibt es eine unerfreuliche Nachricht zu vermelden. Die Sendung Die Drei von der Zankstelle mit Hans-Günther Pölitz, Marion Bach und Rainer Basedow beim MDR-Fernsehen ist nach 10 Jahren eingestellt worden. Aber dennoch geht die Arbeit weiter, im September hat das Magdeburger Kabarett sein neues Programm „Ein Platz an der Tonne“ vorgestellt. Das ist bekanntermaßen Kabarett mit Hauptaugenmerk auf die sozialen Konsequenzen der Politik, und da gibt es genügend Stoff. Hans-Günther Pölitz, Marion Bach und Klaus Schäffer müssen nur zulangen. Und das machen sie auch. Das Ensemble ist, nachdem Klaus Schäffer im vergangenen Jahr dazugekommen ist, richtig gut eingespielt. Die musikalischen Teile des Programms haben mit ihm mehr Gewicht bekommen. Und noch immer ist die Devise bei der Zwickmühle: „Nur unter Druck entstehen Diamanten“. Gut ist das Programm auf jeden Fall – schnelle Dialoge, Spott und Kalauer ohne Ende, und das Publikum genießt diese Art der politischen Auseinandersetzung.

     

    Termine

    17.01. academixer: „Sechs Fäuste für ein Halleluja“

    27.01. Herkuleskeule: „Egoland“

    27.01. Geraer Fettnäppchen: „Der Scheck heiligt die Mittel“

    05.03 Breschke & Schuch: „Auch die schönste Frau ist an den Füßen zu Ende“

     

    2009-12-15 | Nr. 65 |





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