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    Ausbilder Schmidt: Vorbild in Uniform

     

    Wer die Rolle von „Ausbilder Schmidt“, gespielt von Holger Müller, seit Jahren verfolgt, bemerkt im neuen Programm viele soziale und gesellschaftliche Themen, bei denen er einschreitet. Weg vom vordergründigen Ablacher und hin zu einem Programm mit mehr Engagement und „Zivil“-Courage. Der Ausbilder ist ein harter Hund mit Herz. Wir trafen Holger Müller zum Interview.

    TROTTOIR: Holger, in deinem neuen Programm „Er kam, sah und brüllte“ packt der Ausbilder hochaktuelle soziale Probleme an, wie zum Beispiel vernachlässigte Jugendliche mit Drogen auf dem Spielplatz.

    Holger Müller: Viele Themen liegen halt einfach auf der Hand. Ich denke, zurzeit haben wir eh eine große und grundsätzliche Wertediskussion und ein Publikum will auch diese Fragestellungen humoristisch bearbeitet sehen. Viele Weltbilder passen natürlich optimal zu Ausbilder Schmidt – oder auch überhaupt nicht – und empören ihn genau wie jeden anderen Bürger auch. Aber es kann auch sehr witzig werden, wenn ein überforderter Ausbilder Schmidt Stellung zu anspruchsvollen Themen nimmt.

    TR: Der Ausbilder hat ja nach wie vor eine auf einfachen militärischen Lösungen basierende Sichtweise. So wie uns dies täglich von Politikern präsentiert wird, die meinen, dass es so funktionieren müsste. Dein Publikum lacht lauthals über diese Lösungen. In der Realität läuft es leider oft anders. Also eine Satire auf Autoritäten, die meinen: besser einfach durchgreifen statt nachdenken?

    H. M.: So war die Figur ursprünglich angelegt: Persiflage auf Militär und Diktatur. Was passiert, wenn einseitig denkende Diktatoren an der Macht sind, sehen wir gerade auch aktuell in Tibet. Aber so weit muss man gar nicht schauen, da langt schon der Blick vor die eigene Haustür: Chef, Nachbar oder Lidl, überall, wo es autoritäre und hierarchische Strukturen gibt.

    Mein Publikum liebt es, wenn so ein Typ wie Ausbilder Schmidt mal durchgreift, und dann auch wieder gnadenlos scheitert. Humor ist vielschichtig und darf oder muss sogar polarisieren. Deshalb wird in meinem Programm auch nicht zwei Stunden lang nur gebrüllt, sondern ebenso getanzt und gesungen, Kollegen werden persifliert und priesterlicher Einsatz hinterfragt.

    TR: In deinen Auftritten spielt das Publikum gerne mit. Das beginnt schon mit der Begrüßung „Morgen Chef“ bis zum „Gute-Nacht-Lied“ für deinen Sohn Ruck-Zuck. Gehört das schon zur Grundausbildung vor deiner Show?

    H. M.: Die Publikumsanimation gehört natürlich bei Ausbilder Schmidt dazu und ist Kult. Ich freue mich immer, mit wie viel Spaß mein Publikum mitmacht und sich rund machen lässt. Das funktioniert nur, wenn jeder einzelne Zuschauer auch versteht, dass sich die Figur Ausbilder im Programm selbst persifliert. Manchmal braucht halt doch jeder mal einen schönen Anschiss. Aber ansonsten erzählt Ausbilder Schmidt viel aus seinem Umfeld, er singt, er tanzt, er improvisiert und parodiert. Hier kann sich der Zuschauer auch mal bequem zurücklehnen und einfach nur zuschauen.

    TR: Du trittst am 27.Juli als Moderator auf dem Finale des Gaukler- und Kleinkunstfestivals Koblenz auf. Müssen wir uns da schon mal warmlaufen als Publikum?

    H. M.: Wäre nicht verkehrt. Ich freue mich darauf, in Koblenz auf den Putz zu hauen.

    ICH werde Spaß haben ...

    2008-06-15 | Nr. 59 |





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