Alles hat seinen Preis. Auch Kabarett. Und nicht nur einen. Rund fünf Dutzend soll es dem Vernehmen nach im deutschsprachigen Raum geben. Zu den renommiertesten gehört der Salzburger Stier. Seit zwei Jahren wird er "unterwegs" verabreicht, in diesem Jahr in Leipzig. Die Preisträger sind bekannt. Und man konnte es erleben: Eine neue Generation macht sich auf dem Brettl breit. Die der Mittdreißiger. Sie suchen nach neuen Formen, auch wenn die dann so neu freilich nicht sind, aber sie distanzieren sich so von ihren älteren Kollegen. Frank Lüdecke zum Beispiel, der deutsche Preisträger. Doch über den braucht man kein Wort mehr zu verlieren. Dagegen über die beiden Schweizer Newcomer Andreas Thiel und Jean-Claude Sassin, die ein Kabarett mit literarischem und zuweilen auch dadaistischem Einschlag charmant provozierend zeigten. Da werden keine Szenen gemacht. Der Auftritt des Herrn Thiel ist das Ereignis. Ein Dandy und sein Diener am Klavier. Andrea Händler aus Wien war die österreichische Preisträgerin. Sie war das pralle Leben. Ihr Thema, die Ehe, hätte alles gebraucht, doch für das Textbuch reichte schon die Hälfte.
Lachmesse Leipzig
Der zweite Kabarettpreis in diesem Jahr wird in Leipzig am 14. Oktober zur Eröffnung der Lachmesse überreicht. Horst Schroth bekommt den Leipziger Löwenzahn. Dann aber geht es erst richtig los. An elf Tage wird auf elf Bühnen alles gezeigt, was auf kleine (nicht nur) Bühnen paßt. Kabarett, Comedy, Show, Slapstik, Clownerie usw. In diesem Jahr ist eine gelungene Mischung aus Stars und neuen Namen. Auch der internationale Rahmen ist wieder einmal gut ausgefüllt. Gardi Hutter, auch Emil Steinberger aus der Schweiz, mit "I Pendolari dell´Essere" aus Italien oder Joanna Bassi aus Frankreich oder Avner Eisenberg aus den USA, Kabarettisten der verschiedensten Couleur sind auch wieder dabei. Von Gabi Lodermeier oder Gabi Decker, über Achim Konejung, Arnulf Rathing sowie Erwin Grosche bis hin zu Götz Alsmann. Auch das Ostkabarett ist in diesem Jahr wieder stark vertreten. Neben den academixern, der Leipziger Pfeffermühle, Gohglmohsch, Sanfwut und die Leipziger Funzel Böhnke und Lange, aus Dresden Alf Mahlo sowie Breschke und Schuch, aus Magdeburg/Halle Pölitz und Bölck... Die als bestes Ensemble im Rahmen der Lachmesse den von Eulenspiegel und Cabinet gestifteten Ostdeutschen Kabarettpreis überreicht bekommen werden. Als Solist wird Uwe Steimle aus Dresden gekürt und die "Schwarze Grütze" aus Potsdam in der Kategorie Newcomer. Bevor sie aber die Lorbeeren im Sanftwut-Theater in Empfang nehmen, müssen sie noch einmal auf die Bühne. Dann gibt es noch einen Schweizer Abend, ein Gruß von den Oltener Cabaret-Tagen. Den Schlußpunkt wird im Leipziger Schauspiel der Kultstar aus München Willi mit seiner Show setzen, also auf nach Leipzig vom 14. bis 24. Oktober.
Premieren:
"Peep-Show" Herkuleskeule Premiere 20.10. 19,30 Uhr
"Keine Feier ohne Bayer" am 12. November
1999-09-15 | Nr. 24 |