Moers feiert 40 Jahre Humorgipfel: Internationales ComedyArts Festival lockte 4.200 Geburtstagsgäste zum viertägigen Humor-Marathon
Wenn Männern in Union Jack-Unterhosen Funken aus den Allerwertesten sprühen, wenn ein Bühnenabend mit einer kollektiven Tortenschlacht endet, wenn Herren in ramponierten Anzügen Kleinkinder-Buggys als Rhythmus-Maschinen einsetzen – dann ist Moers wieder im ComedyArts-Fieber! Zum 40. Geburtstag hatte der internationale Humorgipfel am vergangenen Wochenende (22. bis 25. September) mal wieder alle Register gezogen. Rund 4.200 Lachbegeisterte feierten an den insgesamt vier Tagen den Geburtstag des Festivals.
„Besser hätte das Jubiläum nicht laufen können. Mit dieser Ausgabe konnten wir den Anspruch unterstreichen, eines der herausragenden Humorfestivals in Deutschland zu veranstalten“ freut sich der künstlerische Leiter Holger Ehrich (Bild).
Die theoretische Grundlage für den gelungenen Humor-Marathon legte am Donnerstag Eckart von Hirschhausen mit einem eigens für Moers konzipierten Abend unter dem Motto “Humor hilft heilen“. Viele wertvolle Erkenntnisse über das Lachen und die Gesundheit, über Frohsinn und das Leben an sich bescherte er dem Publikum – vielleicht am besten zusammengefasst in dem Satz „Wir können das Leben nicht bescheißen – aber wir können auf dem Weg unterschiedlich viel Spaß haben!“ Selten bevölkerten mehr Autogrammjäger das Foyer der Moerser Festivalhalle.
Virtuos, ein bisschen verrückt und poetisch bis ausgelassen ging es dagegen am Freitag- und Samstagabend zu. Eben typisch ComedyArts – auf der Bühne genauso wie im Publikum. Denn in Moers gehört es zum guten Ton, dass die Zuschauer mitmischen. Per Zwischenruf, auf der Bühne oder aber mit frenetischem Applaus und Gejohle der Stufe „ComedyArts“ – laut Moderator Ingo Oschmann die Stufe, in der alles erlaubt ist: schreien, springen, treten, ausflippen... Und das taten die Zuschauer dann auch ausgiebig: Für die Clownsband The Bombastics mit ihren aberwitzigen Texten klatschten sie sich ebenso die Hände wund wie für das artistische Maskentheater BOOM (Moerser Comedy-Preis Henriettchen der Sparkasse am Niederrhein für herausragende künstlerische Leistungen) und den „Mann mit dem appen Arm“ Martin Fromme.
Zu den Zuschauerlieblingen zählte in diesem Jahr ganz klar die niederländische Combo Percossa. Das „schlagkräftige“ Quartett fegte die Zuschauer mit seiner abgefahrenen Percussion-Show im wahrsten Sinne des Wortes von den Sitzen. Mit Plastik-Rohren, Kinderwagen, Trommeln, Schlagzeugen und Slapstick-Einlagen beschlossen Percossa den ersten ComedyArts-Mix am Freitagabend. Und der war lang: Erst deutlich nach Mitternacht bejubelte das begeisterte Publikum
mit stehenden Ovationen die Künstler beim furiosen Finale.
Die Zuschauer waren nach diesem Programmtag gewarnt: Wer sich beim ComedyArts in die vorderen Sitzreihen wagt, findet sich schnell auf der Bühne wieder. Was soll man sagen: Nix draus gelernt! Zum Auftakt des Samstagsprogramms mussten gleich drei Gäste als Mephisto, Gretchen und Faust auf die Bühne. „Lehrer“ Karl-Heinz Helmschrot vom Duo Pakt vergab für ihre Leistungen in der fiktiven Deutschstunde Bestnoten – das übrige Publikum sah das offensichtlich genauso. Für den gewagten Mix aus komödiantischer Lehrstunde und poetischem Tanz gab es donnernden Applaus. Eine „eins mit Sternchen“ heimste auch Moderator This Maag ein: Der Schweizer räumte bei seinem zweiten Besuch in Moers in diesem Jahr den Preis der NRZ für besonders innovative Aufführungen ab.
Mit der bezaubernden Diva of Magic Romany, dem „very british“ und herrlich schräg agierenden Wallstreettheatre (bereits im Juni mit dem ComedyArts-Oldcomer-Preis „Der Alte Hut“ ausgezeichnet) und den Slapstick-Königen von der Insel, den Men in Coats, zeigte der Festivalsamstag einmal mehr, was das ComedyArts ausmacht: ein Mix aus intelligentem Humor, artistischem Können, kreativem Wortwitz und verrücktem Klamauk. Stilecht endete der Abend mit einem großen Ständchen zum 40. Geburtstag des renommierten Festivals, welches in einer ausgelassenen Tortenschlacht aller beteiligten Künstler gipfelte.
Bis auf den letzten Platz ausverkauft war die Festivalhalle am Sonntag – dafür hatten Gerburg Jahnke und ihre Gäste Krissie Illing (Bild), Lisa Feller und Katie Freudenschuss gesorgt. Letztere bescherte Moers auch endlich seine eigene Hymne – zusammengereimt aus vom Publikum hingeworfenen Stichworten wie „Schlosspark“, „Henriette“, „Fleischi“ und „30-er Zone in Holderberg“. Unfassbar, wie gut sich sowas anhören kann, wenn Katie Freudenschuss es mit ihrer tollen Stimme rockt wie „Highway to hell“ oder „Satisfaction“. Auch Helene Fischer dürften bei ihrer Atemlos-Version die Ohren geklingelt haben: „Türenlos durch die Stadt, weil der Knast hier keine Gitter hat...“
Das Internationale ComedyArts Festival Moers 2017 wird voraussichtlich wieder im September in der Festivalhalle über die Bühne gehen.