Jean Genets "Seiltänzer" als experimentelles Bühnenstück umgesetzt Ein Wagnis ganz besonderer Art sind fünf Darsteller mit der Inszenierung von Jean Genets "Seiltänzer" eingegangen. Sprache mußte in Bilder und Gedanken mußten in Geschichten umgesetzt werden. Herausgekommen ist ein Traumbild aus Musik und Bewegung, Tanz und Gesang. Ingrid Braun, Bettina Koch, die eher als Jazz-Sängerin bekannte Kirsti Alho und Jürgen Reitz bewältigen den intellektuellen Drahtseilakt der Umsetzung bravourös. Dazu greift Siegfried Kessler am Piano oft in die Vollen - das Chaos des Lebens wird spürbar. Das Bühnenbild (wie es zum Beispiel zur Aufführung in der Saarbrücker Johanneskirche stand) zeigt ein silbernes Balanciergerüst im Hintergrund. Ein Totenschädel symbolisiert die imaginäre Nähe des Todes. Das Leben - ein Zirkus! Banaler Alltag und ekstatische Erlebnisse wechseln. Tigerlili, Akrobat und Clown stellen sich grell geschminkt zur Schau. Doch hinter den Rollen werden Beziehungsgeflechte und -konflikte spürbar. Das Leben - ein Zirkus. Das Publikum wird zum Teil der Inszenierung. Es applaudiert, denn es glaubt, es sei dem Menschen hinter der grellen Maske begegnet! Doch ist es das wirklich - oder hat es nur ein Bild gesehen des Menschen, des Künstlers wie dieser selbst es gerne sähe. Schwere Kost - spannend inszeniert - wie gesagt: ein Wagnis - auch für den Betrachter. 2001-06-15 | Nr. 31 |