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    Einer ist der Döfste

    Mit einer "ultimativen Jubiläumsshow" feierte die Catbird Comedy Show ihren ersten Geburtstag: Im Winterhuder Stadtteilzentrum goldbekHaus hatte Hausherr Peter Rautenberg gemeinsam mit den beiden Hamburger Comedians Kerim Pamuk und Sebastian Schnoy diese Stand-Up-Reihe etabliert, die die Varieté-Events "Rampenfieber" ablöst und bei vielen Fans schon Kultstatus genießt.

    An jedem dritten Freitag im Monat präsentieren Pamuk und Schnoy als Moderatoren ihre "Best of"-Revue mit jeweils drei Künstlern oder Gruppen, die ihre Soli sonst an anderen Häusern der Stadt oder in der übrigen Republik zeigen. Manche Interpreten gastieren an einem weiteren Abend auch noch mit ihrem vollständigen Programm im 100-Plätze-Saal der alten Fabrikanlage am Goldbek-Kanal. Gäste der Catbird Comedy Show waren bisher u.a. aus Hamburg Emmi und Valentin Willnowsky, die alternde Darmbeuteldiva samt russischem Sklave aus der Schmidt-Show am Spielbudenplatz, Käthe Lachmann und Lutz von Rosenberg-Lipinsky. Immer mit dabei: Zahnarzt Dr. Cash an der Hammond-Orgel sowie der gefürchtete Horrortoaster, ein Test für das Improvisationstalent der Gäste.

    In Lüneburg hatte Student Hendrik Garbers von den Jongleuren des Allgemeinen Hochschulsports zur ersten Jonglier Convention in der Stadt aufgerufen. Ergebnis: Auf dem Uni-Campus und auf den Straßen der malerischen Altstadt zeigten drei Tage lang mehr als 200 Jongleure, Akrobaten, Zauberer und Feuerschlucker aus dem ganzen Land ihr Können. Daneben standen Erfahrungsaustausch und Workshops auf dem Programm. Die zahlreichen Zuschauer reagierten begeistert, die Veranstalter wollen die Convention im nächsten Jahr wiederholen. Infos unter www.jonglier-convention-lueneburg.de.

    Fragen wie "Warum duschen Frauen in der Werbung immer so, als würden sie jeden Moment erblinden?" und ein Nesselsucht-Twist, das Geständnis "Ich quäle Kekse" und eine Fernsehmoderation à la Rolf Seelmann-Eggebert: Alltagsbobachtungen und Medienerfahrungen mischt Käthe Lachmann zu ihrem neuen Solo "Andere lassen piercen", das sie gemeinsam mit Hans-Peter Reutter am Piano im Schmidt-Theater vorstellte. Die 30-jährige Schwäbin, seit Jahren ein Star der Hamburger Comedy-Szene, bot einen wahrhaft bunten Abend: In ihren wendig vorgetragenen Songs, Sketchen und Wortspielen liegen Zeitkritik und Blödelei, Tiefgründiges und Flachsinn dicht beieinander. Das Publikum amüsierte sich bestens. Der Entertainerin mit prallem Talent und Studentinnencharme ist allerdings Kleinkunst von noch konsequenterem Kaliber zuzutrauen.

    Einer aus der guten alten Zeit des politischen Kabaretts präsentierte in Alma Hoppe`s Lustspielhaus sein jüngstes Programm: Hans Scheibner agierte dort "Mit aller Kraft drumrum". Diesem Titel entsprechend fiel dem 64-jährigen Satiriker zur aktuellen politischen Lage eher wenig Originelles ein. Das könne heute allerdings nicht anders sein, meinte Scheibner: "Kabarett ist out", denn "die Politiker nehmen uns die besten Pointen weg". Doch der vielseitige Altmeister verlas auch Texte zum Zwischenmenschlichen, die er bereits vor 30 Jahren verfasst hatte und in denen er sich als zeitloser Kenner der Materie auswies ("Dass Männer und Frauen nicht zusammen passen, das ist doch Blödsinn. Nur dass sie auch zusammen wohnen, das geht eben nicht").

    Die beiden Alma-Hoppe-Impressarios Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker feierten übrigens den 7. Geburtstag ihres Lustspielhauses vier Wochen lang mit einem Kabarett-Fest, zu dem von Franz-Josef Degenhardt bis Max Goldt, von der Distel bis zum Düsseldorfer Kom(m)ödchen Stars der Branche anreisten. Letzter Termin des Festmonats war die hauseigene, von der Presse gut aufgenommene Premiere "Einfach super", der Höhepunkt zuvor die große Geburtstags-Gala, bei u.a. das Bader-Ehnert-Kommando, Reiner Kröhnert und Helmut Ruge nicht fehlten.

    Aus der Not eine Tugend machte Henry Schönewald, neuer Wirt der Kleinkunst-Kneipe Villon: Bald nachdem der studierte Archäologe und spätere Verlagsexperte (52) das von Monika Rahn 1976 gegründete und lange geprägte Etablissement übernommen hatte, erteilte ihm das Bezirksamt wegen vermeintlicher Ruhestörung Auftrittsverbot für seine musizierenden Interpreten. Da sprangen Chansonnier Joe Luga, der gleich um die Ecke wohnt, und der renommierte Schellackplatten-Sammler Norbert Noritz in die Bresche - und Schönewald veranstaltete eine äußerst heitere, gut besuchte Soirée mit Grammophon-Erinnerungen an Größen wie Trude Hesterberg und Hilde Hildebrand, Max Hansen und Werner Finck. Nicht zuletzt die persönlichen Reminiszenzen des 81-jährigen Luga trugen zum Erfolg des Abends bei, der in ähnlicher Form in loser Folge wiederholt werden soll.

    Henry Schönewald blickt auch sonst schon wieder optimistisch  in die Zukunft, wurde ihm beim Gerangel um die angeblich nicht vorhandene Konzession doch von den Behörden bereits viel Zuspruch zuteil. Damit wäre für das Stammpublikum des Villon der traditionelle Montags-Termin gerettet, den schon Künstler wie Tim Fischer, Sylvia Anders und Hans Scheibner mit Chansons, Lesungen, Wort-Kabarett und Jazz gestalteten.

    Und noch 'n Event: "Du bist der Döfste", Wigald Boning sprach aus, was alle dachten - und als Hommage meinten. Karl Dall, Urgestein der deutschen Quatsch-Comedy, wurde 60 Jahre alt, der NDR lud ins Studio Hamburg ein und alle, alle kamen. Rüdiger Hoffmann, Anke Engelke, Helge Schneider, Ingo Insterburg, Mike Krüger, Norbert Blüm und Inge Meysel ("Im nächsten Film darfst Du meinen Vater spielen") feierten den Ex-Insterburger, der sich im Bereich des höheren und niederen Nonsens bis zum heutigen Tag profiliert. Die von Eva Hermann moderierte Sendung wurde später vom Ersten in die Wohnzimmer ausgestrahlt, und sicher wünschten alle Zuschauer dem Geburtstagskind, was der Bundeskanzler per Monitor übermittelte: Karl möge so alt werden, wie er heute schon aussieht.                                                                                                                 Ulrike Redaktion: Ulrike Cordes

     

     

    Termine:

    3. und 4.6.: "Caveman" mit Kristian Bader, Schmidts Tivoli

    7. und 8.6.: Matthias Richling mit "Das @ntWort", Theater Haus im Park, Bergedorf

    12. - 16.6.:  "Am achten Tag erschuf Gott den Rechtsanwalt" mit Werner Koczwara, Alma Hoppes Lustspielhaus

    15.6.:          Catbird Comedy Show, goldbekHaus

    17.6.:          Hermann Gremliza und Horst Tomayer lesen "Nestbeschmutzungen gegen Deutschland", Alma Hoppes Lustspielhaus

     

                      

    2001-06-15 | Nr. 31 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes





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