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    Kofferhoffer

    Im Odenwälder Patat wird man nicht nur von Vereinsmitglied Diplomingenieur Dieter Mertens bekocht, sondern kann sich überzeugen, dass der annähernd 1000 Leute (tausend!) fassende Kleinkunstverein Feinschmecker in Sachen Kabarett sind. Kein Wunder, dass man sich das Trio ,,ars vitalis" einlud. Die Rheinischen Performance-Humoristen sind nicht nur als Bordeaux-Spezialisten bekannt, sondern verstehen die Haute Cuisine der feinen Pointen. ,,Muzik con crêtes" ist die momentane Überschrift des Work-in-progress-Programmes von Huber, Sacher und Wilmanns. Diesmal gönnen sich die Drei jeweils in direkter Ansprache ans Publikum sogar neben musikalischen Zusammenstössen jeweils ein kleines Text-Solo. Die ,,Stille der Buchhalter" explodiert Jazz tänzelnd bei einem Tropfen französischen Rotweins, während Hausschlappen von höheren Weihen träumen. Wer ars vitalis nicht kennt, weiss nicht was das Glück ist!

    Im Neuen Theater Höchst schenkte das Kölner Kabarett-Urgestein Jürgen Becker den Zuschauern ein Frei-Kölsch nach dem anderen aus. Vorher spielte er aber noch in hemdsärmliger Direktheit und politischem Hackebeilchen sein Solo ,,Da wissen sie mehr als ich". Während Altrecken wie Dieter Hildebrandt nurmehr zynisch säuseln, und Helmut Ruge in Agonie zu liegen scheint, ballt Becker die Faust nicht in der Hosentasche und teilt aus. Natürlich trug die katholische Kirche und CDU-Koffergelder viel dazu bei, dass die Schwarte nur so krachte. Becker, du bist unser Kabarett-Kölsch für die Seele: Einfach Erfrischend!

    Jess Jochimsen gehört zu den Senkrechtstartern unter den Stand-Up-Nachwuchs-Kollegen. Der junge Mann hat Ehrgeiz, und er hat Recht damit! Ohne Probleme mischte er tagelang die Massen im Neuen Theater Höchst mit seinem Programm ,,Friß, vögel oder stirb". Die Eigene Biografie zwischen Bonanza-Rad und Eine-Welt-Winnetou ist das Bermuda-Dreieck, in dem Jochimsen in München zwischen Apo-Eltern und Krippenspiel seine verschwundene Kindheit zu orten versucht. Da steckt leider etliches an Pointen-Altlast im Text, den Kleinkunst-Veteranen aus den Zeiten der Post-68iger-Phase kennen dürften. Heute nennt sich kultig ,,kollektives Erinnern" an Twix, Barbapapa und Walldorfschule mit Dreiminus in Kartoffeldruck. Jess als philosophierenden und Witze erzählenden Frosch: Das muss man gesehen haben! Jochimsen plant überdies, wie man hört, ein hypersatirisches Bilder-Buch und will mit einer Dia-Performance auf Tour gehen. Also da wollen wir unbedingt sehen!

     Redaktion: Kathrin Schwedler 

    2000-06-15 | Nr. 27 | Weitere Artikel von: Kathrin Schwedler





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