Ich glaube, meinen ersten Konzertbesuch, den ich bei Jazz Open gesehen habe, war Paul Simon mit einer kleinen Besetzung. Man konnte bis auf 5 m Meter an ihn heran kommen. Und alles fand auf dem Pariser Platz statt, in der Nähe des Hauptbahnhofs. Pariser Platz, Budapester Platz Mailänder Platz, Namen in einer Betonwüste, über die jeder denkende Mensch in Stuttgart nur lachen kann, angeregt durch eine wunderbare Satire von Joe Bauer. Später sah ich Paul Simon noch einmal in der Schleyerhalle, die schon wegen des Namens niemals betreten wollte. Aber einmal ist keinmal! Das Jazz open hat mir das alte gute Gefühle aus der Grugahalle in Essen zurück gegeben, wo ich ab 1964 die tollsten Gruppen gesehen hab: The Rolling Stones, die nach den Vorgruppen nur eine halbe Stunde spielten. Aber es war toll. Und ich glaube, ich hab es geschafft wie alle andern, ein oder zwei Plastikstühle in die ewigen Jagdgründe zu schicken, was verdammt schwer war! Dann kamen Spencer Davis zusammen mit Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & and Tich. Die Beach Boys, vom Sound her das perfekteste Konzert, mit den Beatles Kumpeln Peter and Gordon! Die Rattles mit Achim Reichel, Led Zeppelin, Steppenwolf!
Pink Floyd auf dem großen 1969er Rock-& Blues-Festival zusammen mit Fleetwood Mac, Pretty Things und The Nice als Headliner. Und die vielen damals kleineren Gruppen, die drei Tage für einen Appel und ein Ei spielten: Yes, Deep Purple, Alexis Korner und Spencer Davis, (beide führten auf Grund ihrer guten Deutschkenntnisse durch das drei Tage-Programm)! Hardin & York, Keef Hartley, John the Drummer Band, die nervenden Münchener Amon Düül II, laut FAZ: „ein halbstündiges musikalisches Nichts!“ und weitere Gruppen. Als ich schon in Stuttgart wohnte, habe ich in der Grugahalle auch noch den angeschlagenen Joe Cocker gesehen.
Und dieses Ruhrpott Musik Feeling habe ich beim Jazz Open wieder gefunden. Egal ob es Nina Hagen mit einer Berliner Bigband auf dem Pariser Platz war, oder später der phänomenale Solomon Burke! Absolut super auch Marianne Faithfull und Brian Auger mit zwei Familien-Mitgliedern und humorvollen Ansagen auf Deutsch!! Ob Bobby McFerrin, Pat Metheny, Liz Wright, oder meine alten sechziger Jahres Helden wie Tom Jones, aus meiner Sicht eines der besten Konzerte, genau wie Deep Purple, Van Morrison, Stevie Winwood und viele andere. Ich denke, wir können Jürgen Schlengsog, der all das mit in die Wege geleitet habt, echt dankbar sein, dass ich all das, was ich in meiner Jugend gesehen habe, in reifer Form noch mal hören durfte!! Und wer weiß, was in den nächsten Jahren noch alles kommt? Wie hieß mein Kabarett-Abschiedsprogramm? „Es dauert verflixt lange, bis man jung wird!“ Auf jeden Fall brauche ich nicht mehr jedes Jahr nach Montreux zu fahren, was ich 15 Jahre lang gemacht habe und dadurch viele Gruppen dort und in Stuttgart doppelt sehen konnte (auch ohne Alkohol) und in Kritiken beschreiben konnte.
Auf dem 31. Jazz Open 2025 spielen diesmal:
Marcus Miller, Diane Reeves, Herbie Hancock, Gregory Porter, Kraftwerk (vor Jahren schon mit einem Superkonzert auf dem Schlossplatz), Kylie Minogue, Joe Bonamassa, Jean-Michel Jarre, Zucchero, Lionel Richie!!
Außerdem gibt es wie jedes Jahr an verschiedenen Plätzen kostenlose Konzerte! Für Musik-Fans gilt also: „Hingehen und das Gesicht entgleisen lassen!“. Viel Erfolg bei der Jagd nach den seltenen Karten.