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  • Szenen Regionen :: Hamburg

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    Eine Stiftung für aufwändige Projekte

    Ganz viel und in der Tat nur Gutes gibt es von den Fliegenden Bauten zu berichten, die inzwischen zur Crème des Hamburger Kulturangebots gehören. Das blaue Viermast-Chapiteau fand kürzlich seine neue Bleibe an der Glacischaussee (wir berichteten). Dort wurde jetzt - parallel zum hauseigenen traditionellen Sylter "Meerkabarett" - erstmals auch im Sommer Programm gemacht.

    Und dort feierten dort die beiden Impressarios des Kleinkunst-Zeltes, Matthias Kraemer und Sebastiano Toma, mit Freunden und Mitstreitern das rauschende Fest ihres 20jährigen Bestehens. Genauso lange war einst Homers Held auf Abenteuerfahrt gewesen, bevor er zu Hause ankommen durfte: Mit dem Stück "Odyssee" hatte für die Fliegenden Bauten alles begonnen, als alternative Freie Gruppe damals im Mai 1982 unter einer Rotbuche in Münchens Englischem Garten. Wohl dem, der einen langen Atem hat - und seinen hohen Qualitätsanspruch niemals aufgibt!

    Damit er auch in Zukunft internationale Kulturprojekte ins Zelt holen sowie aufwändige Shows selbst produziert kann, beschritt Kraemer Pfade, die der Branche noch ungewöhnlich sein dürften: Er gründete eine Stiftung. Prominente wie Detlev Buck, Victoria Chaplin, Jean Baptiste Thierrée sowie Holger Klotzbach von der Berliner "Bar jeder Vernunft" unterstützen ihn dabei, so der Fliegende-Bauten-Chef gegenüber TROTTOIR, "jenseits der Vergabe von öffentlichen Mitteln" sowie vorhandener Sponsoren aus der Wirtschaft nun auch "das Bürgertum zu mobilisieren", reichlicher als bisher Geld zu spenden. (www.stiftung-fliegende-bauten.de)

    Derweil landeten Kraemer und Toma einen neuen Publikumshit: Nach zwei extrem erfolgreichen Monaten mit "The Ten Tenors" aus Australien gelang es ihnen, das Spektrum der A-Cappella-Kunst weiter auszuloten und Vocal Sampling zu entdecken. Die stimmlichen Fähigkeiten der sechs jungen Herren aus Kuba - quasi Enkel des Buena Vista Social Club - erstrecken sich nicht nur auf temperamentvollen Gesang zu Rumba und Salsa, sondern auch gleich auf den passenden Orchestersound. Es war mitreißend und in Europa neu zu erleben, wie eigene Songs und Gassenhauer wie "Guantanamera" pulsierendes Leben bekamen durch frappierend imitierte Percussion-, Saxophon und E-Gitarrenklänge. (www.vocalsampling.net)

    Ansonsten war Sommerzeit natürlich Festivalzeit. Etwas Besonderes ist dabei der "Wunderbalkon". Das Open-Air-Schaubuden-Festival im Rahmen des Stadtteilspektakels "altonale" fand trotz verregneter Premiere 2001 nun zum zweiten Mal statt: Malerisch oberhalb der Elbe situiert, koberten diesmal etwas weniger Vertreter von Comedy, Kabarett, Artistik und Kinderzirkus ihr Publikum in die bunten Zelte. Dabei waren u.a. Konrad Stöckel und seine "Side-Show", Gunther Marks und die "Gagashow", Männergestalten sowie die Rot(z)nasen und Abrax Kadabrax. Leider war es wieder nicht der große Besuchererfolg. Trotzdem: 2003 soll es mit demselben Profil weitergehen.

    Nicht so zahlreich wie erhofft kamen auch die Fans zum 16. Hamburger Kabarettfestival. Dessen Leiter Ulrich Waller und seine Kammerspiele hatten erstmals mit den Kiez-Stätten Schmidt-Theater, Schmidts Tivoli, St. Pauli-Theater und Fliegenden Bauten sowie dem Amerikahaus kooperiert. Es sei erst eine inhaltliche "Übergangslösung" erreicht, das Festivalprogramm solle in Zukunft verstärkt die Handschrift derjenigen erhalten, die es gestalten, resümierte denn auch Waller. Unter dem Motto "Alles Koks" trafen sich wieder vorwiegend Stars der deutschen Szene, 60 Künstler von Mathias Richling bis Dieter Hildebrand, von Maren Kroymann bis Hertha Schwätzig. Eine Matinee und eine Filmnacht erinnerten an Matthias Beltz. Hamburger Beitrag waren Emmi und Herr Willnowsky, die, beifallumrauscht, bei Schmidt ihre musikalische Backstage-Komödie "Sing, wenn du kannst!" vorstellten: Uralt-Diva Emmi goes Salomé... (www.hamburger-kabarettfestival.de)        

    Redaktion: Ulrike Cordes


     

    Kritik: Alma Hoppe nicht "Auf verlorenem Posten"

    "Hamburch 5781,5 Km" besagt das Schild irgendwo in Absurdistan. Mannen der Bundeswehr zelten dort im Einsatz gegen den Terror, "im Auftrag des Herrn - Schröder oder auch Stoiber." Denn ob in Kosovo, Afrika, Brasiliens Regenwald (oder Irak?): "Uns Deutsche braucht man jetzt nicht mehr um Hilfe zu bitten. Wir helfen jetzt auch ganz unaufgefordert." Was dabei so  alles abgeht, demonstrieren im eigenen Lustspielhaus Jan Peter Petersen und Nils Loenicker alias Alma Hoppe: Im verbalen und szenischen Sturm attackiert das Power-Gespann oft treffsicher und granatenkomisch die Richtlinien der Bundeswehr und Bananenrepublik-Diktatoren ("Korruption - schlechte Wort für schöne Ding"), rammt Seitenhiebe gegen die Heimatfront. Trotz manch bedauerlichem Klamauk zeigt ihr Programm "Auf verlorenem Posten" einmal mehr: Selbst in Hamburch steckt noch Leben im guten alten Polit-Kabarett. (www.almahoppe.de)                                                                   

    Redaktion: Ulrike Cordes

     

     

    Termine


    8. Okt.           Konrad Stöckels "Side Show" - Kampnagel anschl.
                        "Side Show" Deutschland-Tournee

    11. Okt.         Clown Comedy Show 2002: "Nasen" - goldbekHaus

    28.-30. Okt.   Irmgard Knef "schwesterseelenallein" - Schmidt-Theater

    15. Nov.         Steife Brise "Das Impro-Musical" - AGMA Zeitbühne

    16./17. Nov.   Steife Brise Theatersport - AGMA Zeitbühne
                          bzw. LOLA Bergedorf

                         


    2002-09-15 | Nr. 36 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes





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