Erinnern Sie sich? „Fifty ways to leave your lover“ hieß der Song von Paul Simon. Wir gehen einen Schritt weiter. Der Theatertod stürmt die Straßen. Finster oder absurd? Die Holländer von Dakar spielen im „Braakland“, auf der grünen Wiese, so als hätten sie es extra für das Oerol-Festival auf der Insel Terschelling kreiert. Eine düstere Geschichte, die im Schrecken endet. Je unbeteiligter sie tun, umso brutaler schlagen sie zu. Ganz weit hinten, wo sich unsere Blicke fast verlieren. Sind sie Torfstecher, eine Jugendbande, eine Sekte oder Autisten? Sie sprechen kein Wort... [weiter lesen]
15.03.2006 - Themen-Fokus | StrassentheaterMimos ist unumgänglicher Bestandteil von Szene Frankreich. Und zur Zeit auch fast der einzige. Die Entscheidung ist gefallen, Szene Frankreich auf nur noch zwei Berichte im Jahr zu kürzen. Dabei ist Mimos ist nicht das einzige Festival im Land, das das Feinste vom Körpertheater aus Europa und dem Rest der Welt bietet. Zu wenig Feedback war der Grund für die Kürzung. Erreicht Trottoir jene Kreise nicht, für die meine Auswahl an visueller Kleinkunst, Mime, neuem Tanz, Tango, Fado, Butoh, Musiktheater etc. eine Schatztruhe ist ? Oder bleibt Ihr so wortlos, aber geschäftig wie die Mimen? Greift zu... [weiter lesen]
15.12.2002 - Szenen Regionen | Frankreich«1,2,3…Cirque!». So griffig und prägnant apostrophiert Frankreichs Kulturministerin Catherine Tasca einen der Schwerpunkte im Veranstaltungsprogramm des von ihrer Vorgängerin Catherine Trautmann angeregten Zirkusjahres. Denn seit Anfang Juni läuft «L'Année du cirque.» Und da man in Frankreich gerne über Begriffe streitet, heisst es dann doch anders, und zwar offiziell «L'année des arts de la piste.» Obwohl von «piste», also der Manege, im neuen Zirkus immer weniger zu sehen ist. Und gerade der soll gefördert werden. In erster Linie heisst das also: Geld für den (neuen) Zirkus. 1999 gab e... [weiter lesen]
15.09.2001 - Themen-Fokus | CircusEin großer Holzkasten mit Glasfassade, eine Art Schaubude, abgestellt auf einem öffentlichen Platz, die Frontseite der Straße zugewandt. Wer daran vorbeigeht, fragt sich zwangsläufig, was drinnen wohl vorgeht. Man muss aber nah herangehen um etwas zu erkennen, denn die Scheiben sind getönt. Auf den Holzbänken im Innern mögen etwa achtzig Zuschauer Platz finden. Für die neugierigsten Passanten werden sie während der Aufführung selbst zum Spektakulum. Für das Publikum drinnen aber wird die Stadt selbst zum Schauspiel. Ist sie groß genug, um Passanten Anonymität zu bieten, lassen so manche von ih... [weiter lesen]
15.12.2008 - Themen-Fokus | StrassentheaterTrotz des zerstörerischen Dezembersturms von dem sich noch nicht alle Zirkuskompanien erholt haben brachte das erste Quartal einige Premieren. Der Cirque Baroque hat sich des Frankenstein-Themas angenommen was viel rauchende, tiefschwarze Dramatik versprach. Und zeigte sich überraschend sanftmütig. War in « Ningen », dem vorherigen Epos, die Biografie Mishimas der Ausgangspunkt, so geht es in « Frankenstein » um das Verhältnis zwischen der Kreatur und ihrem Schöpfer, im physischen und geistigen Sinn. Das Thema birgt noch mehr Gewalt als « Ningen », doch Christian Taguet und Augustin Letelier... [weiter lesen]
15.06.2000 - Szenen Regionen | FrankreichBeinahe vierzig Tonnen wiegen die beiden gigantischen Vogelspinnen der Kompanie La Machine aus Nantes. Im April behakten sich die Riesenroboter im Hafen von Yokohama, ihre gelblichen Leiber gesteuert von mehreren Piloten, die in schwindelnder Höhe auf den Spinnenkörpern sitzen und dabei wie winzige Flöhe aussehen. Japan mag zwar führend sein in Sachen Robotertechnologie, aber wenn es darum geht, aus mechanischen Wesen Kunst zu generieren, hat Europa noch immer ein Wörtchen mitzureden. François Delarozière, der directeur artistique von La Machine, erfindet immer neue faszinierende bis groteske ... [weiter lesen]
15.06.2009 - Themen-Fokus | StrassentheaterAbschied vom Trottoir-Magazin, Abschied von Pierrot Bidon. Der Gründer des Cirque Bidon (1974), des Cirque Archaos (1984) und des Circus Baobab (1998) verstarb im März nach langer Krankheit im Alter von 56 Jahren. Außerdem hatte er noch in Brasilien den Circo da Madrugada und in Großbritannien den Circus of Horror gegründet. Pierrot, mit bürgerlichem Namen Pierric Pillot, gründete auch soziale Projekte im Zusammenhang mit Zirkus sowie Schulen. Seine Studios de cirque in Marseille werden nun weitergeführt von den Mitbegründern Ana Rache und Stéphane Girard. Aber Pierrots korrosive Ideen, seine ... [weiter lesen]
15.06.2010 - Themen-Fokus | CircusDer „nouveau cirque“ scheint derzeit wieder richtig in Fahrt zu kommen, und das ironischerweise, weil er immer mehr daherkommt wie eine Kunst, die zwar neu gestylt ist, im Grunde aber alles den Wurzeln der Tradition schuldet. Geht die Entwicklung so weiter, dürfte es bald müßig sein, zu unterscheiden zwischen der Alten Garde und den Jungen Wilden, die einst gegen sie rebellierten. Zumindest die Ästhetik des Familienzirkus steht immer höher im Kurs. Heute liegt im Trend, wer einen Abend aus einzelnen Nummern aufbaut, zusammengehalten durch die Beziehungen zwischen den Figuren. Die s... [weiter lesen]
15.12.2006 - Themen-Fokus | CircusÜber Marcel Marceaus Tod ist genug gesagt und geschrieben worden. Aber dass schon zwei Jahre vorher die Stadt Paris seine „École Internationale du Mimodrame“ zwangsweise geschlossen hatte, und zwar wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten, das ist allen entgangen. Paris gibt das Geld lieber für zeitgenössischen Tanz aus. Frankreich tut sich schwer mit seinem Erbe der Mimenkunst. Dass diese nun aber mit Bips Abgesang ganz ausgestorben sein soll, ist Legende. Richtig ist allein: Es gibt heute keine großen Meister der Pantomime mehr. Stattdessen gehen zwei Wellen der Mimenkunst von Frank... [weiter lesen]
15.12.2007 - Szenen Regionen | FrankreichEin Serbe, eine Japanerin, eine Münchenerin und ein Amerikaner, und alle leben seit Jahrzehnten in Frankreich. Nicht zum ersten Mal unternimmt Szene Frankreich in Sachen visuelles Theater eine Art Weltreise. Wo bleiben die Einheimischen? Nun, die Franzosen selbst haben sich stark dem Straßentheater und dem neuen Zirkus zugewandt. Das Kosmopolitische der Körpertheaterszene geht auch auf Frankreichs große Tradition der Mimenschulen zurück, die werdende Künstler aus aller Welt anzogen. Viele, aber längst nicht alle, kehrten zurück in ihre Heimat. Nach dem Tod von Marcel Marceau strömten sie her... [weiter lesen]
15.06.2008 - Szenen Regionen | FrankreichDie portugiesische Zirkuslandschaft glänzt eher durch Diskretion. Tritt eine Kompanie aus dem Schatten, so schaut man umso interessierter hin. Und es lohnt sich. Circolando sind die Akteure des neuen Zirkus an der Algarve. Die Kompanie von Claudia Figueiredo und André Barga vermengt Akrobatik, Theater, Live-Musik, Puppenspiel und Schattentheater. Mit letzterem beginnt „Girofle“. Nicht ihre neueste Kreation, aber ein Meisterwerk, mit dem sie zu Recht international auf Tournee sind und in der Heimat Preise gewinnen. Lange bleibt es bei stillen Silhouetten, dann fällt der Vorhang und ... [weiter lesen]
15.12.2004 - Themen-Fokus | CircusDie fetten Jahre sind vorbei. Frankreichs Markt für Straßenkunst, unbestreitbar Europas Lokomotive des Genres, hat Sand im Getriebe. Der Reigen verkleinerter oder gänzlich eingestampfter Festivals bildet sich gerade erst. Im nächsten Herbst droht Katerstimmung. Schuld sind zwei Tendenzen, die sich gegenseitig hoch schaukeln. Zum einen der vorauszusehende Anstieg der Produktionskosten, vor allem im Straßentheater. Was haben die Intermittents (siehe Trottoir Nr. 40), die Saisonarbeiter der Kultur, nicht alles angestellt um ihren Zugang zur Arbeitslosenversicherung zu retten. Streiks auf den gr... [weiter lesen]
15.03.2004 - Themen-Fokus | StrassentheaterLang ist es her dasz man zwanghaft outdoor spielen mußte um auf einem Straszentheaterfestival engagiert zu werden. Wichtig ist heute, in einem Geist aufzutreten in dem man eben zur Outdoor-Gemeinschaft gehört, bzw. wo die Wurzeln einer Kompanie liegen. Es geht um Ethik, nicht um frsche Luft. Darum hat die neue Produktion des Teatro de los Andes aus Bolivien gute Chancen. Ihre Outdoor-Produktion Ubu en Bolivia haben sie immer noch im Repertoire. Im Herbst wird die Truppe von Cesar Brie wieder in Europa sein zu Auftritten in Frankreich und Italien, dann frei nach Homer: „Iliada.„ Im... [weiter lesen]
15.06.2001 - Themen-Fokus | StrassentheaterBelgien, geteiltes Land. Man kennt das provokante, ironische Trash-Theater der Flamen und die das Schöne suchende, glattere Kunst der Flamen. Dass es in Belgien auch deutschsprachiges Theater gibt, ist kaum bekannt. Erst recht nicht, wie ein solches aussehen mag. „Wir sind das Theater der deutschen Minderheit“, sagt Theater Agora. Soll heißen: die einzige Kompanie. Die Gemeinde der 70.000 Deutschen ist keine Theatermetropole und die Stücke von Agora touren hauptsächlich in Deutschland und in der Wallonie, denn Agora spielen auf Deutsch und Französisch. Auch die Anzahl deutsch-belgi... [weiter lesen]
15.09.2004 - News Events | BlickpunktWie das Kaspertheater oder Frankreichs Guignol trägt auch Griechenlands volkstümliches Puppenspiel den Namen seines Helden: Kara-Ghioz. Wie Kasper und Guignol ist der Held ein Narr, ein gewiefter Störenfried, der auch dem Arlecchino der Commedia dell’Arte im Geist nahe steht. Kara-Ghioz bedeutet wörtlich: schwarzes Auge. Er ist ein gerissener Underdog, ein schlagfertiger Überlebenskünstler, der es den mächtigen Paschas immer wieder zeigt und im Alltag über deren Eitelkeit und Einäugigkeit triumphiert. Er trägt Lumpen, hat einen Buckel und eine dicke Nase und schlägt sich in allen erden... [weiter lesen]
15.03.2005 - Themen-Fokus | PuppenspielEuropa bleibt der Dreh- und Angelpunkt im zeitgenössischen Zirkus, denn hier trifft der Wunsch der Künstler, anderen Welten zu begegnen, auf die geballte Neugier eines Publikums, das sich freut, in Artistik einen Zugang zu fremden Kulturen zu finden. Auch innerhalb Europas drückt sich das Bedürfnis aus, Grenzen in Brücken zu verwandeln. Aus zwölf verschiedenen Ländern kamen Tanzkritiker und Chefredakteure von Kulturzeitschriften im Juni nach Paris, um auszuloten, wie es um die Zirkuskritik bestellt ist. Das staatliche Institut Hors les murs, das auch die Zeitschrift Stradda herausgibt, hatte e... [weiter lesen]
15.12.2006 - Themen-Fokus | CircusWar im letzten Trottoir noch die Rede von der langen Tradition des Théâtre du Ranelagh als Hochburg der Zirkuskünste und Clowns auf Theaterbrettern, so bläst der Wind in der rue des Vignes nun scharf aus Richtung Sprechtheater. Ein harter Schlag mit dem Brett ins Gesicht der Clowns und Artisten, die dort bisher durch die Eichenholzbänke stürmten und dem Publikum auf den Knien herumturnten. Und gleich noch ein Opfer: die "Pépinière Opéra", das "Saatbeet" der Kleinkunst, nur zwei Straszenkeuzungen von der Opéra Garnier (die mit dem Phantom) entfernt und bisher reserviert für Chansonniers, Clowns... [weiter lesen]
15.06.1999 - Szenen Regionen | FrankreichMehr und mehr öffnen sich Künste und ganze Kontinente dem neuen Zirkus. In Asien hat Kambodscha den Anfang gemacht. Jetzt folgt Vietnam mit der ersten Kreation im Land, die sich dem neuen Zirkus zuordnet. „Lang Toi“ (Mein Dorf) heißt das Opus, für das ab November 2008 im Staatszirkus von Hanoi geprobt wurde. Auch Vietnam hat eine Art Zirkustradition, aber die geht auf den Staatszirkus sowjetischer Prägung zurück. „Lang Toi“ schlägt ganz andere Wege ein. Zwanzig vietnamesische Artisten und Musiker haben ein durchlaufendes Stück kreiert. Über dessen Handlung laden sie zu ... [weiter lesen]
15.06.2009 - Themen-Fokus | CircusDie Licedei sind unverwüstlich, auch wenn sie seit Jahren die Nabelschnur zu ihrem Gründer Slava Polunin gekappt haben. Der von Polunin gegründeten Theater- und Clownschule in Sankt Petersburg haben sie indessen neues Leben eingehaucht. Zur Zeit bereiten sie eine besonders pompöse Aufführung vor, obwohl sie weiterhin jahraus jahrein mit ihrem überlangen Clownbus in Europa auf Tournee sind. In ihrer Heimatstadt leisten sie ausserdem Sozialarbeit. Ihre Schule ist nur eine von vielen privaten Initiativen, die in den ehemals sozialistischen Staaten Fürsorgepflichten an Stelle der Regierungen übern... [weiter lesen]
15.09.2002 - Themen-Fokus | Clown | MimeParaden lassen sich in solche für schmale Straßen teilen und in solche, bei denen Massen über abgesperrte Hauptverkehrsadern ziehen. Die kleinen Formate spielen mit dem Publikum, variieren das Tempo, die Richtung. Drei Schritt nach vorn, und manchmal zwei zurück. Die monumentalen Umzüge mit ihren Karossen halten nur eventuell mal an. Sie sind schwerfällig, aber sie schaffen ein Gemeinschaftsgefühl im Publikum, gerade durch ihr gleichmäßiges Tempo. Spielwitz bei den kleinen, Ritual bei den großen. Die Parade ist der Ursprung des Straßentheaters. Sie erhält ihm seine subversive Kraft. Besonderns... [weiter lesen]
15.03.2007 - Themen-Fokus | Strassentheater